Die Silhouette - "Animationsfilme"
Bedauerlicherweise mischt sich jedoch die allgemein kaum wahrgenommene Kunst der Synchronisation mit dem allgemeinen Verlachen von Trickfilmen zu einem geradezu erbärmlichen Gebräu. Die U.S.A. haben "Disney" und ihre Superhelden wie Spider - und Batman, die Benelux Länder "Moebius" und "Asterix", Japan seine uralte Mangatradition. Und wir ? In einem Mix aus übrig gebliebenen 2. Weltkriegs-Anschauungen und dem Vorsatz, Goethe und Schiller als höchstes Gut zu verehren, ist bis dato nur wenig Platz für eine Ernst zu nehmende Auseinandersetzung mit den laufenden Bildern zustande gekommen. Der Synchronbranche kann man in dieser Hinsicht keine Schuld zuweisen, im Gegenteil. Wenn eine Serie wie "Spongebob Schwammkopf" auch bei Erwachsenen durchaus Erfolg hat, liegt es sicherlich nicht zuletzt an einer gelungenen deutschen Bearbeitung.
Steht Klamauk auf dem Plan, ziehen die Synchronschauspieler alle Register ihres Könnens und impfen Fröschen, Grashüpfern und Mäusen deutschsprachiges Leben ein. Ebenso gut bleiben sie jedoch auch auf dem Teppich, wenn der Anime aus Japan nach sensiblen Tönen eines Kriegsdramas verlangt oder aber finden den dramatischen Unterton zu einer düsteren Tierfabel aus Großbritannien.
Die Übermacht amerikanischer Produktionen lässt sich jedoch, wie auch in anderen Bereichen, nicht von der Hand weisen. Und gerade hier hat falsche Handhabe dazu geführt, die Fußnote “Kinderkram“ zu festigen. Wurde die erfolgreichste Cartoon Sitcom "Familie Feuerstein" bei uns noch der Zeit entsprechend behandelt, erfuhren weitaus ältere Trickkurzfilme, Paradebeispiel die Warner Stars "Bugs Bunny" und Co., eine absolut unsachgemäße Bearbeitung. Glänzend synchronisiert, aber für ein kindgerechtes Nachmittagsprogramm bis zur Unkenntlichkeit zerhackstückelt, kann sich der deutsche Fan nur im Original ein wahres Bild machen. In Relation dazu erging es den "Muppets", den "Simpsons" oder "Son-Gokus" nicht viel anders; die Liste der Über-einen-Kamm-Schererei ist nicht beispiel - aber endlos. Lediglich Serien wie "South Park", wo die Schere vor lauter Blut, Urin und Mageninhalt kaum noch etwas auszurichten vermag, werden auf einen gerechten Sendeplatz nach 22.00 Uhr verlegt.
Vielleicht erreicht ja der japanische Anime auf längere Sicht das, wozu Disney, Bluth und Spielberg hierzulande nicht in der Lage waren : Animation einen besseren Stellenwert zu geben. Wie schon gesagt, an einer Paula Wessely, die bereits ein Jahr vor dem deutschen Angriff auf Polen das Schneewittchen gab, hat es nie gelegen ...."
"Gute Animation hat mehr als jeder Spielfilm eine visionelle Zeitlosigkeit. Wenn zudem die handlung keiner bestimmten Dekade zugeordnet werden kann und das gesprochene Wort sich dementsprechend verhält, kommt am Ende ein Klassiker wie Disneys "Dschungelbuch" (1967) dabei heraus, dem Lieblingsfilm aller Deutschen. Das Talent der Synchronschauspieler arbeitet nicht selten für jene Zeitlosigkeit und gegen die perfide Kleinkindmeinung - und vermarktung des Genres. Einsätze wie die von hans Nielsen ( Die Hexe und der Zauberer, 1963 ), Friedrich Schütter ( Yellow Submarine, 1968 ), Dorette Hugo ( Arielle, 1990 ) Peer Augsutinski ( Disneys Aladdin, 1992 ) oder auch Kai Taschner ( Tokyo Godfathers, 2003 ) sind ebenso große Sternstunden wie Eduard Wandrey ( Fred Feuerstein ), Friedrich W. Bauschulte ( Herr Rossi ), Donald Arthur ( Chefkoch ) und Dieter Kursawe ( Daffy Duck ). Die meisten konnten und können viele Facetten ihres großartigen Talents überhaupt erst im Zeichentrick oder Puppenspiel an den Tag legen, beispielsweise Gerd Duwner, der Figuren wie Ernie aus der Sesamstraße sprach, Erich Fiedler, Walter Gross oder Andreas von der Meden, der Stimme von Kermit, dem Frosch. Andere wiederum sind für das Genre einfach wie geschaffen, nehmen wir nur Edgar Ott, Inez Günther, Wolfgang Ziffer, Santiago Ziesmer, Eberhard Prüter, Beate Hasenau oder Wolfgang Völz.