1. Synchronschauspieler in einem Film/Hauptrolle
GERRIT SCHMIDT-FOß für Leonardo DiCaprio in "Inception" (2010): 43,7 %
Preisübergabe an Gerrit Schmidt-Foß im Kullman’s am Theodor-Heuss-Platz (HK, EvG)
Foto: Elisabeth von Glasenapp
Gerrit Schmidt-Foß kam gerade von Hörspielaufnahmen für die Kinderreihe "Bibi Blocksberg" und nutzte eine zweistündige Mittagspause, um den Zuhörerpreis persönlich entgegenzunehmen. Der Vater von drei Söhnen hegte ursprünglich den Wunsch, Regie zu studieren. Nach seinem Abitur im Jahr 1995 lief es mit den Synchronaufträgen jedoch so gut, dass er sein vorheriges Berufsziel aufgab. Synchronisation hatte für ihn als Hobby begonnen, als er über die Hörfunksendung "Ohrenbär" unter der Regie von Ulli Herzog 1982 als Kinderstimme in die Synchronstudios kam. Bis heute hat er sich den Spaß an der Arbeit erhalten können und es gelingt ihm auch, sofort nach Beendigung der Aufnahmen abzuschalten. Große Bewunderung brachte er als Jugendlicher Tilly Lauenstein und Arnold Marquis entgegen, der ihm seinerzeit riet, sich im Synchronstudio dreimal ausrufen zu lassen, "damit alle wissen, dass du im Haus bist".
Gerrit Schmidt-Foß nimmt alle Rollen ernst, egal, ob für Realfilme oder Anime-Serien. Er genießt die Arbeit als Synchronsprecher, da sie ihm eine "irrsinnige Bandbreite" an Charakteren bietet. Vor der Kamera wird er aufgrund seines Aussehens nur auf wenige "Typen" besetzt, so castet man ihn z. B. gerne als Polizisten.
Gerrit Schmidt-Foß, der die Synchronisation von Leonardo DiCaprio erstmals 1993 in "This Boy´s Life" übernahm, wurde in "Gilbert Grape" und nachfolgenden Filmen wieder umbesetzt, bevor ihn eine Entscheidung aus den USA für "Romeo und Julia" (1996) zu DiCaprio zurückführte. In Zusammenhang mit dem Welterfolg "Titanic" erinnert sich Gerrit Schmidt-Foß daran, dass damals nur insgesamt drei Kopien dieses Films existierten. Da die Synchronarbeiten in Deutschland bereits im Oktober 1997 begonnen hatten, erhielten die Beteiligten die Möglichkeit, das dreistündige Werk noch vor der Weltpremiere zu begutachten. In einer gemeinsamen Szene mit Ulrike Stürzbecher klangen ihre Ausrufe "Jack" und "Rose" dem O-Ton so ähnlich, dass der Mischtonmeister davon überzeugt war, fälschlicherweise die Originaltonspur und nicht die deutsche vorliegen zu haben. Nach dem immensen Erfolg des Spielfilms bemerkte Gerrit Schmidt-Foß, dass der mit dem Status eines Mädchenidols abgestempelte DiCaprio im Laufe der nächsten Jahre bestrebt war, durch körperliches Training maskuliner zu wirken und in ungewöhnlichen Filmen zu agieren. Er wünscht ihm heute die Entspanntheit, sich auch wieder einmal einem Rollenangebot für eine romantischen Liebeskomödie öffnen zu können. In "Inception" hat er ihn optisch als endgültig erwachsenen Mann wahrgenommen. Er verriet uns, dass sein derzeit fünfjähriger Sohn Matthis dort in seinen ersten Takes zu hören ist: er sprach Johnathan Geare, der wiederum DiCaprios dreijährigen Filmsohn James darstellt.
Als Feststimme für den erfolgreichen Charakterdarsteller wurde die Auftragslage bei Filmen spürbar schwieriger für Gerrit Schmidt-Foß. Er weist jedoch darauf hin, dass auch etablierte Sprecher von gelegentlichen Einladungen zu Probesprechen nicht verschont blieben. So musste er in der Vergangenheit sowohl eine Szene für "Celebrity" (1998) als auch für "Shutter Island" (2010) sprechen, obwohl er von Regisseur Martin Scorsese schon einmal für den Hollywoodstar ausgewählt worden war. Zuletzt hatte sich Gerrit Schmidt-Foß darauf gefreut, dass DiCaprio für die Hauptrolle in dem geplanten vierten Teil von "Der Pate" vorgesehen war, doch mit dem Tod des Autors wurde das Filmprojekt eingestampft. Seine persönlichen Favoriten sind "Catch me if you can" und "Being Erica".
Sehr gerne spricht Gerrit Schmidt-Foß den Schauspieler Giovanni Ribisi, den er in "Basic" mit Streichhölzern in der Nase und im Bett liegend synchronisiert hat. Während des Spiels müsse man "von sich weg gehen, hin zur Rolle. Man darf nicht das machen, was man selbst machen würde." Knebeln ginge für ihn einen Schritt zu weit. "Ich lehne es ab, mir ein Tuch oder etwas vergleichbares in den Mund zu stopfen. Das löst ein ungutes Gefühl in mir aus. Muss ein Knebel für eine Szene simuliert werden, lege ich einfach meine Finger zwischen die Lippen." erklärt er.
In der Videothek erwischte er sich schon mehrmals dabei, wie er sich vor einem Regal über die Titel mehrerer B und C Filme amüsierte und dachte: "Mann, wer guckt sich denn so einen Schrott an?!". Bis ihm auffiel
"Ach, da habe ich Regie geführt." und "Oh, schade, da habe ich das Buch geschrieben."
Wie der Stand bei "The Office" ist und ob noch weitere Folgen synchronisiert werden, ist ihm unbekannt. Regie führte damals Hans Jürgen Wolf.
(Text: Helen Krüger)
2. Synchronschauspielerin in einem Film/Hauptrolle
TANJA GEKE für Zoë Saldaña in „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ (2009): 47,1%
Preisübergabe an Tanja Geke am 24.5.2011 im Schleusenkrug am Zoologischen Garten. (HK, EvG)
Foto: Elisabeth von Glasenapp
Tanja Geke, die im April ihren 40. Geburtstag gefeiert hat, kam gerade von Aufnahmen zu "Lie to me" bei der FFS am Hohenzollerndamm. Ihre Freude über die Auszeichnung für ihre Rolle in "Avatar" war ihr deutlich anzumerken, lag ihr die Rolle in genau diesem Film doch ganz besonders doll am Herzen. "Dieses Spektakel hat mich restlos begeistert, ich habe mich wie ein Kind darüber gefreut! Die 3D-Fassung gleicht einem Märchen." schwärmte die unter Kollegen sehr geschätzte Schauspielerin, die seit mehreren Jahren mit Simon Jäger liiert ist. Vor Beginn der Aufnahmen wurde ihr wie auch den beteiligten Kollegen die Gelegenheit geboten, die Rohfassung des Films anzusehen. Gemeinsam mit dem Regisseur konnten sie zudem vorab besprechen, wie die Kunstsprache in der deutschen Fassung am besten umzusetzen sei. Tanja Geke hat den Film mittlerweile zweimal im Kino in 3D und auf DVD in 2D gesehen. "Ich liebe diesen Film so sehr, dass es mich richtig wurmt, wenn jemand ihn kritisiert. Im Grunde möchte ich meine Begeisterung übertragen und alle Gegner von meiner Meinung überzeugen." lacht sie.
Nach dem Besuch der Schauspielschule hat Tanja Geke zunächst drei Jahre lang gedreht, bevor sie über einen Bekannten zur Menge kam. Der Aufnahmeleiter Sascha Unnasch verhalf ihr damals zu einer Vielzahl an Aufträgen, zudem nahm sie jede Gelegenheit wahr, um bei Synchronaufnahmen anderer zuzuschauen. Gelernt hat sie vor allem von Regisseur und Kollege Stefan Fredrich.
Mit der Synchronisation des fünfjährigen Jungen Shin-Chan Nohara übernahm Tanja in dem Manga "Crayon Shin-Chan" ihre erste Hauptrolle. Zu der Produktion gab es eine CD, auf der sie alle Titel gesungen hat. Auch sonst ist Tanja Geke musikalisch sehr aktiv und singt in verschiedenen Bands, darunter in der Elektro Band "LT-Royce" (früher "Long Trigger") und gemeinsam mit Simon Jäger in der Countryband "Tante Bob". Gelegentlich treten sie in der Öffentlichkeit auf oder lassen sich im Rahmen brancheninterner Partys feiern. Seit ihrer Schauspielausbildung nimmt sie regelmäßig Gesangsunterricht.
Tanja Geke, die oft auf dunkelhäutige Frauen besetzt wird, legt als Zuschauerin sehr viel Wert auf Kontinuität. So hat sie sich während eines älteren Charlie Sheen Films die Stimme von Ben Völz vorgestellt, der ihr aus "Two and a Half Men" für Sheen so vertraut ist. Als sie von einer Kollegin eine Rolle in "Private Practice" übernahm, zeigte sie deshalb auch vollstes Verständnis für die verstörten Reaktionen einiger Zuschauer.
Sie sieht sich das Ergebnis ihrer Arbeit regelmäßig an, forscht im Internet aber nicht gezielt nach Meinungsäußerungen und Kritiken aus dem Publikum. "Die Ausdrucksweise im Web ist oft mehr als grenzwertig und Kritik wird sehr direkt und destruktiv geäußert. Es würde mich vermutlich treffen, solche Aussagen anonymer Zuschauer zu lesen, auch wenn ich weiß, dass sie nicht gegen mich als Mensch gerichtet sind." Was Tanja Geke mittlerweile ebenfalls meidet sind Horrorfilme. So lehnte sie auch die ihr angebotenen Synchronrollen in "Wolf Creek" und "Mirrors" ab. "Ich möchte kein Teil solcher Produktionen sein und zu ihrer hiesigen Verbreitung beitragen." betont sie ihre Abneigung gegen die Darstellung von plakativem Sadismus.
Neben ihrer Tätigkeit im Atelier und im Musikstudio ist Tanja 12 Jahre lang mit dem Off-Theater "Die Achtlosen" in elf Produktionen aufgetreten. Seit mehreren Jahren liest sie zudem regelmäßig Hörbücher ein, die sie auch privat gern konsumiert. Auf die Lesungen bereitet sie sich gründlich vor, um schon vor Aufnahmebeginn eine Vorstellung von Inhalt, Handlung und Spannungsbogen, Figuren und ihren Beziehungen zueinander zu entwickeln. Ihre bevorzugte Lektüre sind Märchen für Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren. Aber auch für jüngere Kinder würde sie gerne häufiger lesen. Eines hat sie bereits unter der Regie von Simon Jäger aufgenommen.
(Text: Helen Krüger)
3. Synchronschauspieler in einem Film/Nebenrolle
TOBIAS KLUCKERT für Karl Urban in „Star Trek“ (2009): 58,3 %
Preisübergabe an Tobias Kluckert am 24.5.2011 im Manzini (HK, EvG)
Foto: Elisabeth von Glasenapp
Tobias Kluckert - selbst ein Trekkie - hatte bereits als Kind häufig Bilder von der "Enterprise" gemalt und war ein Riesenfan der Serie.
Die Mitwirkung an dem aktuellen Star Trek-Film stellte für ihn daher einen besonderen Reiz dar. Mit Hinblick auf mögliche Fortsetzungen wollten sich die Produzenten alle Optionen offen halten. Sie wählten deshalb Tobias Kluckert für den gleichaltrigen Karl Urban als "Pille" aus und nicht die ebenfalls noch zur Auswahl stehenden Kollegen Böll und Off. Der Synchronsprecher sollte gemeinsam mit "seinem" Schauspieler
altern. Tobias Kluckert gefällt das "neue Star Trek Universum" sehr gut. Zur Vorbereitung auf die Rolle des Dr. McCoy hat er sich die alten Folgen gekauft, um sich den "alten Pille" genauestens anzuhören und so herauszufinden, was ihn besonders ausmachte. Vor diesem Hintergrund hat er
sich auch sehr über die Begründung zur Preisverleihung gefreut, dass er eine gute Brücke zur früheren Synchronisation geschlagen habe.
Während der offiziellen Party im Anschluss an die Star Trek-Premiere saß Tobias Kluckert plötzlich Rücken an Rücken mit Simon Pegg (Lt. Montgomery Scott). Er drehte sich um und berührte diesen am Arm, worauf Pegg erschrocken zusammenzuckte. "I just HAD to do it!" versuchte Kluckert
seine Handlung zu erklären, worauf Pegg ihm lachend anbot, seinen Arm noch weitere Male zu berühren. Als Kluckert ihn darüber aufklärte, wer er sei, interessierte sich Pegg sehr für Simon Jäger, der allerdings nicht zugegen war.
Während unseres vierstündigen Gesprächs blickte Tobias Kluckert amüsiert auf seine Anfänge beim Synchron zurück, als er noch Menge-Sprecher war. Damals traf er Regisseur Thomas Danneberg und irritierte diesen ziemlich, als er ihm voller Enthusiasmus erzählte, wie sehr er Rutger Hauers Sterbemonolog aus "Blade Runner" liebte und selbigen auch noch zum Besten gab. Danneberg wich daraufhin ein paar Schritte zurück, sagte nur "Ja, ja, da war mal was!" und ließ ihn stehen. Heute versteht er dessen Reaktion, wenn ihn Fans auf eine seiner Rollen ansprechen. Tobias erinnerte sich auch daran, wie er unter der Regie von Norbert Langer drei Takes für "Akte X" einsprechen sollte und aus Ehrfurcht vor "Magnum" vollkommen eingeschüchtert gewesen war. Fast gestorben sei er auch während der drei Takes für "Apocalypse
Now: Redux", die er zwischen Christian Brückner und Andreas Fröhlich stehend aufnehmen musste.
Seine erste große Rolle erhielt er in "Alias" und lernte während dieser Zeit sehr viel von Regisseur Frank Glaubrecht.
Mittlerweile hat er für mehr als 100 Dokumentarfilme Voice over gesprochen und in über 600 Spielfilmen synchronisiert. Dass er inzwischen relativ viele Hauptdarsteller spricht, fiele seiner Ansicht nach nur ganz wenigen Zuschauern auf. Gelegentlich käme es zwar vor, dass seine Stimme erkannt würde, aber sobald "mich die Leute anblicken, glauben sie, sich geirrt zu haben". Er selbst ist sehr fasziniert von Stimmen
und sieht sich immer noch gern synchronisierte Fassungen an. Auf das Thema "Billigsynchronisationen" angesprochen, erzählte er, vor Jahren in Berlin einmal für einen dänischen Film ohne Regie gebucht worden zu sein. Die Bücher waren schlecht und das Ergebnis klang einfach gruselig, seitdem hält er sich aus diesem Bereich raus.
Eine echte Herausforderung stellt für Tobias Kluckert immer wieder der Kanadier Seth Rogen dar, der aufgrund seiner Stimme, seines Sprechtempos, seines häufigen Stotterns und seines besonderen Humors sehr aufwendig zu synchronisieren sei. Für dessen Film "The Green Hornet" noch einmal zum Probesprechen gehen zu müssen, stieß ihm bitter auf. Dass er in "Paul - ein Alien auf der Flucht" den seiner Ansicht nach
häufig wunderschön neurotisch agierenden Jason Bateman sprechen durfte, wog den "Verlust" des von Bela B. synchronisierten Rogen einigermaßen auf. Sehr enttäuscht war er als Mitwirkender hingegen darüber, dass in einem Animationsfilm wie "Kung Fu Panda" zwar alle
Namen der beteiligten Prominenten, doch nicht die der professionellen Sprecher im Abspann aufgeführt wurden.
Eine seiner liebsten und erfolgreichsten Arbeiten ist nach wie vor die Johnny Cash-Filmbiografie "Walk the Line", für die er Lob von vielen Seiten erhielt. Das Ergebnis sah er sich damals in der Berliner "Waldbühne" auf der Riesenleinwand an und dachte sich während der Vorstellung: "Krass! Hier sitzen 12.000 Menschen, die mir gerade zuhören und keiner weiß es..."
Als ebenfalls herausragend wertet der früher Beatnik-Literatur verschlingende Tobias Kluckert den Film "Howl" mit James Franco, der auf dem gleichnamigen Gedicht von Allen Ginsberg beruht und auf mehreren Ebenen angesiedelt ist. Aufgenommen habe man den Film zum Teil als sogenannte "Dogma-Synchro", bei der der Tonmeister morgens einmal das Mikrofon einstellt und sich der Schauspieler wie bei
Studiointerviews frei davor bewegt. Dadurch entsteht ein besonderer Sound, der den dokumentarischen Charakter einiger Szenen noch unterstreicht. Leider wurde der Film letztlich nur in vier Kinos in Berlin gezeigt, davon nur in zweien in der Synchronfassung und deren Tonanlage war Schrott.
Tobias Kluckerts jüngere Brüder Sebastian (*Jahrgang 1994) und Fabian
(*Jahrgang 1991) sind vereinzelt auch im Synchron tätig.
(Text: Helen Krüger)
4. Synchronschauspielerin in einem Film/Nebenrolle
NATASCHA GEISLER für Marion Cotillard in „Inception“ (2010): 46,1 %
Preisübergabe an Natascha Geisler am 26. Mai 2011 in ihrem Zuhause (HK, EvG)
Natascha und Frank Schaff
Foto: Elisabeth von Glasenapp
Natascha Geisler und Frank Schaff begrüßten uns an einem Ort, den wir bereits aus dem vergangenen Jahr in positiver Erinnerung behalten hatten: ihre sehr interessant geschnittene und liebevoll eingerichtete Wohnung im Berliner Stadtteil Lichterfelde. In Anbetracht ihres ersten Preises strahlte Natascha Geisler über das ganze Gesicht und Frank Schaff ließ es sich nicht nehmen, den Moment der "offiziellen" Preisübergabe mit seiner Kamera festzuhalten. "Ich freue mich sooo sehr, wirklich, ich kann das kaum in Worte fassen!" wiederholte sie mehrmals lachend und betonte zugleich, dass ihr die Auszeichnung durch neutrales Publikum sehr viel bedeute. "Es haben Menschen für mich abgestimmt, die mich nicht persönlich kennen und deshalb losgelöst von Differenzen oder Vorurteilen meine reine Leistung beurteilt haben. Das kann ich wirklich als Anerkennung werten." Sie selbst ist nicht nur von dem Film "Inception", sondern auch von Marion Cotillard begeistert. "Sie ist eine beeindruckende Frau und Schauspielerin. Ich empfand sie in bisher jeder Rolle, in jeder Stimmung einfach als unglaublich echt!"
Auf dem Balkon sitzend und mit einem doppelten Regenbogen am Himmel, plauderte die gastfreundliche Natascha aus dem Nähkästchen und erzählte uns von ihrem Werdegang, über den in der Öffentlichkeit bislang noch nicht viel bekannt geworden ist.
Natascha Geisler, Jahrgang 1975 und Tochter von Achim Geisler, wuchs zunächst in München auf und sprach im Alter von 8 Jahren ihren ersten Take. Im darauffolgenden Jahr trat sie erstmals vor der Kamera auf, als sie in der Episode "Wo ist deine Puppe, Julia?" - der ZDF-Kinderserie "Anderland" mitwirkte (Folge 29). Nach mehreren Synchroneinsätzen übernahm sie als 11jährige ihre erste prägnante Hauptrolle auf Charlotte Burke in der britischen Produktion "Paperhouse" (1988).
Die optisch an eine Ballerina erinnernde Natascha hat lange Jazz und Modern Dance getanzt. Nach Abschluss der Mittleren Reife 1993 lebte sie von 1994 bis 1998 in Italien, bevor sie zurück nach München zog. Im Rahmen der Synchronaufnahmen zu "Liebe mit Risiko - Gigli", in der sie Hauptdarstellerin Jennifer Lopez synchronisierte, begegnete sie erstmals Regisseur Frank Schaff.
Während ihrer Zusammenarbeit in "I am Legend" im Herbst 2007 verliebten sich die beiden schließlich ineinander und gingen im Dezember 2007 eine Beziehung ein. Im August 2008 zog Natascha in die gemeinsame Wohnung nach Berlin. 2010 standen die beiden erstmals in "Kleine wahre Lügen" gemeinsam vor dem Mikrofon. Im Juli 2011 hat das Paar geheiratet. Natascha hat den Namen Schaff angenommen, doch möchte sie ihren Mädchennamen Geisler eventuell als Künstlernamen weiterführen. Die Idee, aus Schaff und Geisler "Scheisler" zu kombinieren, verwarfen die beiden recht schnell ;-). Zu der Familie gehören auch zwei Söhne.
Natascha Geisler geht sehr entspannt zu den Probesprechen und sieht den Vorgang nicht als Konkurrenzkampf an. Darüber hinaus arbeitet sie gern mit Menschen. Vor diesem Hintergrund reizt sie auch die Synchronregie. "Wenn man das Handwerk beherrscht, steht es natürlich außer Frage, als Synchronschauspieler echte Tränen zulassen zu können. Es fällt bei sensibler Regieführung jedoch deutlich leichter. Und den Unterschied zwischen echten und - wenn auch guten - "Synchron-Tränen" hört man durchaus." hält sie fest. Irgendwann auch Regie führen zu dürfen, sieht sie nicht nur als wunderbare Erweiterung ihres Arbeitsfeldes an, sondern auch als große Herausforderung. "Ich ziehe meinen Hut vor jedem guten Regisseur. Die Teamarbeit von dieser Position aus mitzugestalten birgt noch einmal ganz andere "Hürden", ein höheres Maß an Verantwortung. Aber mit Kollegen eine Rolle zu erarbeiten, ist sicher ein tolles Gefühl und macht großen Spaß. Deshalb freue ich mich auf den Zeitpunkt, an dem ich dieser Aufgabe gewachsen bin." Bis dahin, so Natascha, müsse sie jedoch erst einmal viele, viele Dialogbücher schreiben - das sei der normale Weg. "Die Produktion und das Ergebnis steht und fällt mit dem gesamten Team!" betont sie. In Berlin sei ihr sofort der negativ konnotierte Begriff "Menge/Masse" aufgefallen, der in München keine Verwendung findet. Dort bezeichnet man die Sprecher der kleinen und Kleinstrollen als "Ensemble".
(Text: Helen Krüger)
5.Synchronschauspieler in einer Serie/Hauptrolle
Philipp Moog für Neil Patrick Harris in „How I met your Mother“ 42.8%
Treffen mit Philipp Moog am 28.5.2011 um 11Uhr im Cafe Wiener am Hagenplatz im Grunewald. (HK, EvG)
Weder das vormals veröffentliche Foto noch der Text, ganz oder in Teilen darf kopiert, öffentlicht zugänglich gemacht oder verbreitet werden. (EvG)
6. Synchronschauspielerin in einer Serie/Hauptrolle
Regina Lemnitz für Conchata Ferrell in „Two and a Half Men“ (Cinephon) 53%
Preisübergabe an Regina Lemnitz am 26. Mai 2011 im Hotel Seehof (HK, EvG)
Foto: Elisabeth von Glasenapp
Regina Lemnitz empfing uns bei bestem Wetter auf der Terrasse des Hotels Seehof am Lietzensee."Für die Rolle von Berta ausgezeichnet zu werden, freut mich allein schon deshalb, weil ich diese Figur einfach klasse finde." erzählt Frau Lemnitz. "Im Vergleich zu Charlie Sheen spielt sie zwar streng genommen keine Hauptrolle, aber sie ist durch ihr Auftreten und ihre knackigen Pointen so präsent, dass man sie nicht als Nebendarstellerin wahrnimmt." Sie hofft, dass die Serie auch nach dem Ausscheiden Charlie Sheens in der Gunst der Zuschauer bleibt und mit Ashton Kutcher als Protagonist noch lange fortgeführt wird. "Es wäre sicher keine gute Idee gewesen, den Versuch zu unternehmen, Charlie Sheen zu kopieren. Dass sein Nachfolger einen neuen Charakter verkörpern soll, erscheint mir sinnvoller."
Regina Lemnitz, die den Dramatiker Heinrich von Kleist schätzt und ursprünglich Opernsängerin werden wollte, wuchs mit klassischer Musik im Berliner Stadtteil Lichterfelde auf. Eine deutsche Sängerin, bei der sie als 16jährige vorsang, wertete ihre Stimme jedoch als "kleinen deutschen Sopran" ab. Während ihrer Schauspielausbildung wurde sie auf Empfehlung eines Lehrers für die Synchronisation einer Hauptrolle in dem polnischen Film "Die Ungeliebte" engagiert. Ihr zweiter Film war eine italienische Produktion, zu der sie 45 Minuten zu spät kam und auf fünf nicht besonders gut gelaunte Kollegen stieß. Die Stimmung wurde nicht besser, als sie für ihren ersten überlangen Take in schnellem Sprechtempo 37 Versuche benötigte. Danach hieß es jedoch nur noch: "Einmal sehen, einmal drehen."
"Die Farbe Lila" (1987) war einer der ersten Filme, in denen jeder Sprecher auf Einzelbändern aufgenommen wurde. Als Feststimme von Whoopi Goldberg fiel ihr die Entscheidung nicht leicht, die ihr angebotene Synchronrolle in "Ghost - Nachricht von Sam" aufgrund einer Bronchitis und einer zeitgleichen Theaterverpflichtung absagen zu müssen, vor allem, nachdem Goldberg für diese Rolle im Anschluss mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Genau anders herum verhielt es sich hingegen mit der Romanverfilmung "Misery" (1990). Frau Lemnitz erinnert sich daran, wie Kathy Bates in der Oscarnacht als "Beste Hauptdarstellerin" geehrt wurde und sie am nachfolgenden Morgen im Atelier stand, um sie in genau dieser Rolle zu synchronisieren. Ebenfalls 1990 erhielt sie das Angebot, Hauptdarstellerin Theresa Russell in dem Erotikfilm "Die Hure" ihre Stimme zu leihen, lehnte die Rolle nach Durchsicht des Dialogbuchs jedoch wegen der ihr damals pornografisch erscheinenden Texte ab. Sie gibt im Nachhinein zu, sich anders entschieden zu haben, hätte sie den Film damals zu Gesicht bekommen, der später als Kunstfilm deklariert wurde. Dass sich Whoopi Goldberg mittlerweile aus dem Filmgeschäft zurückgezogen hat, findet Frau Lemnitz schade. Sie zeigte uns ein gemeinsames Foto mit ihr, das anlässlich der Pressekonferenz zur Präsentation des Musicals "Sister Act" geschossen wurde. In Goldbergs Biografie wurde Frau Lemnitz sogar ein eigenes Kapitel mit Bildern gewidmet.
Für die vielseitige Schauspielerin, die im Laufe der Jahrzehnte Hauptrollen in zahlreichen Musicals wie "My fair Lady", "Freudiana", "Die Dreigroschenoper" und "Ich war noch niemals in New York" innehatte, steht insbesondere die Bühnenarbeit im Vordergrund ihres schauspielerischen Wirkens. Bis zu ihrem 45. Lebensjahr wurde sie in Gesang unterrichtet, u.a. von Willi Domgraf-Fassbaender in Nürnberg, Elisabeth Hallstein in München und Vicky Hall in Berlin. Sie lernte mit 30-köpfigem Orchester ohne Mikrofon zu singen und sieht es als bedauerlich an, dass Schauspieler neuerdings mit Headsets auf der Bühne stehen. "Man muss auch leise Töne bis in die letzte Reihe transportieren können - und das geht!" bekräftigt Frau Lemnitz, die nach eigenen Angaben "Stimmbänder aus Eisen" hat. Zurückblickend auf ihre Theaterkarriere amüsiert sie sich noch heute über einen Auftritt in den Münchner Kammerspielen 1974. In der Inszenierung "Genoveva oder Die weiße Hirschkuh" hockte Michael Habeck als steinernes Denkmal auf der Bühne. Frau Lemnitz bewegte sich hinter der Pappkulisse und sollte durch knackende Äste auf dem Boden ihr Näherkommen signalisieren. Die Requisite hatte es jedoch versäumt, entsprechende Äste auszulegen, sodass sie die fehlenden Geräusche mit den Worten: "Knack, knack, knack!" improvisierte. Daraufhin fing das vermeintlich "steinerne Denkmal" Michael Habeck mit wippendem Bauch an zu lachen, in das der Rest des Ensembles nahtlos einstimmte. Weil die Vorstellung dadurch erheblich gestört wurde, mussten die beiden Schauspieler eine Konventionalstrafe von jeweils 250 DM zahlen.
In besonderer Erinnerung ist Frau Lemnitz jedoch vor allem der 9. November 1989 geblieben, als sie im Berliner Schlossparktheater mit dem Ein-Personen-Stück "Shirley Valentine - Die heilige Johanna der Einbauküche" von Willy Russel auftrat. Während sie vor dem Publikum agierte und konzentriert ihre Monologe sprach, vernahm sie hinter der Bühne Unruhe und Getrappel. Erbost über diese Störungen, stellte sie ihre Regisseurin Erika Gsell in der Pause zur Rede, die wie die anderen Mitarbeiter mit bewegter Mine vor dem Fernseher saß. "Irgendetwas geht da vor sich!" sagte sie. Als sich nach dem Ende des Stücks schließlich der Vorhang hob, winkte Regina Lemnitz den Applaus ab und verkündete dem Publikum den Fall der Berliner Mauer. Der Zuschauerraum wurde von einem schluchzenden Aufatmen aus 400 Kehlen erfüllt, danach stürzten die Menschen in großer Erregung aus dem Theater. Frau Lemnitz versuchte noch zum Brandenburger Tor vorzudringen, doch waren die Straßen bereits überfüllt. Noch heute erhält sie an Jahrestagen Post von Zuschauern, die damals zu Gast in jener Vorstellung waren.
(Text: Helen Krüger)
7.Synchronschauspieler in einer Serie/Nebenrolle
Robert Missler für Robert Sean Leonard in „Dr. House“ 40%
Treffen mit Robert Missler am 26.5.2011 im Literaturhaus in der Fasanenstraße um 11 Uhr (HK, EvG)
Foto: Elisabeth von Glasenapp
Robert Missler lebte bis zum 7. Lebensjahr in seiner Geburtsstadt Berlin. Sein Vater war Musiker und seine Mutter Balletttänzerin. Er sollte sollte deshalb „was vernünftiges“ lernen. In den 1970er Jahren besuchte er die Hochschule für Design, absolvierte ein Filmstudium in Darmstadt, während er heimlich Schauspiel- und Gesangsunterricht nahm. Er bekam sein Berufsleben als Kameramann beim HR (Hessischer Rundfunk)
Seit dem 14. Lebensjahr spielt er Gitarre, was ihm dank eines Plattenvertrags 1987 eine Wohnung in HH bescherte, wo er seitdem lebt. Sowohl Besuche bei Verwandten als auch seine Arbeit führen heute ihn regelmäßig wieder nach Berlin.
Als Musiker tritt er regelmäßig mit Foxie B. ( www.foxie-b.de) und The Soul Jazz Family sowie mit Robert Misslers Mordsmusik "Blutrot und tödlich im Abgang" (www.secretsin.de ) auf. Er gehört auch zum Ensemble des dunkelsten Hörspiel Theaters -> - www.hamburg-krimis.de , wo er zusammen u.a. mit Tanja Dohse auftritt.
Er bezeichnet sich selbst als empathisch und hyperaktiv. Im Synchronbereich war trotz langjähriger Arbeit u.a. für „Die Sesamstraße“ war „Dr. House“ war der „Büchsenöffner“.
Er liebt die schrägen, verrückten Charaktere für Kinderproduktionen, z.B. Günni von Klorakel und wird häufig für Animationsproduktionen gebucht, da er seine Stimme wunderbar verstellen kann (seine Inge Meisel Imitation ist fantastisch, höre auch seine Danksagung im Synchronforum). Pornos würde er auf keinen Fall synchronisieren.
In der erfolgreichsten KiKa Serie "Little Amadeus" ist er als die Ratte Monty zu hören (Christine Pappert spricht Amadeus), diese Serie wurde unter dem Titel "Monty’s World" sogar für die USA synchronisiert (Englisch mit österreichischem Akzent).
Robert empfiehlt allen Zuschauern den Film "Winter’s Bone", in dem er den für den Oscar 2011 nominierten John Hawkes sprach Auf eine Anekdote angesprochen, erzählte er uns, dass sich die Kollegen gegenseitig Grußbotschaften in die Dialogbücher schreiben, da sie sich durch das Ixxen kaum noch im Studio treffen.
Vor der Kamera tritt er in der erfolgreichen NDR Sketch Comedy "Dennis und Jesko" auf.
Im Hörbuchbereich ist Robert in zahlreichen Lesungen von Michael Endes „Jim Knopf“ zu hören.
Dann musste Robert auch schon wieder los, da er extra für unser Treffen aus Hamburg angereist war und am Abend noch einen Studio-Termin in Hamburg hatte.
(Text: Elisabeth von Glasenapp)
8. Synchronschauspielerin in einer Serie/Nebenrolle
LIANE RUDOLPH für Christin Baranski in „The good wife“ (Cinephon): 38,4 %
Foto: Elisabeth von Glasenapp
Preisübergabe im Cafe "Tomaso" in Zehlendorf am 25.5.2011 um 16:30
Wir trafen uns bei strahlend schönem Sommerwetter und hatten Gelegenheit uns ausführlich über Liane Rudolphs Werdegang und Ihre Einstellung zur Arbeit zu unterhalten.
Seit dem 16. Lebensjahr erhielt sie eine Gesangsausbildung am Konservatorium in Nürnberg, die ihr vor einigen Jahren bei der Synchronisation von „Ice Age 2" Gebrauch machen, bei der sie für einen Geier singen durfte, wie auch in Disney’s „Anastasia“.
Sie nahm später drei Jahre in Berlin Schauspielunterricht bei Hanny Herter, bei der auch Santiago Ziesmer Schüler war.
Am Schillertheater spielte sie in "Moral" von Ludwig Thoma die Tochter von Martin Held und in "Alpenkönig und der Menschenfeind" von Ferdinand Raimund. Auch am Theater war sie früh auf die leichte Schiene festgelegt. In Gelsenkirchen spielte in im Musical "Hair", in Klagenfurt "Feuerwerk", in Berlin "Kiss me Kate" sowie in "Die tolle Komtess" von Walter und Willi Kollo. Weitere Komödien folgten in Hamburg, Düsseldorf und Frankfurt. (Anm.: Derzeit kann man bei YouTube: Schlösser, die im Monde liegen 1979 und Glühwürmchen, flimmre 1979 sehen)
Sie begann ca. 1973/4 mit Synchron. 1974 drehte sie im Februar/März mit Martin Hirte einen Film und hatte noch am Tag der Rückkehr aus Taiwan um 12 Uhr schon um 14 Uhr einen Synchrontermin bei Klaus v. Wahl. Dann ging sie für ein Jahr nach London, wo sie eine Fernsehserie für die BBC drehte. Sie sprach sprach sie bereits ab 1976 Hauptrollen. Ihren Durchbruch hatte Sie mit Marie-France Pisier als Karine in "Cousin, Cousine" (von 1975, DF 1977).
Besonders gerne hat sie die Serien Melanie Charkoff als Direktorin Grace Musso in "Parker Lewis" (1990-1993) , Marilyn in "The Munsters", „Heather“ in General Hospital, Nana Visitor als „Kira Nerys“ in Deep Space 9 und Laura Innes als „Dr. Kerry Weaver“ in E.R. gemacht. Einem weiten Publikum ist sie auch aus der Serie „Matlock“ bekannt, bei der sie in den Staffeln 7 und 8 Brynn Thayer als „Leanne McIntyre“ sprach. Ein weiteres Highlight war noch „Miss Foul“ in Jimmy Neutron.
In letzter Zeit hat sie die Serien " Pushing Daisies" wo ich Swoosie Kurtz und "Good Wife", wo sie wieder mal Christine Baranski, wie u.a. schon in "Cybil" und "Eiskalte Engel" sprechen durfte, gemacht.
Im Bereich Spielfilm hat ihr auch die Arbeit für Julie Hagerty als Elaine Dickinson in "Die Reise in einem verrückten Flugzeug" besonders gut gefallen, da sie hier ausnahmsweise mal eine ätherische Hostess spielen durfte. Früher war sie sehr auf Powerfrauen und kesse, doofe Blondinen festgelegt (Schubladendenken). In guter Erinnerung habe sie auch noch den Spielfilm Xanadu von 1980, in dem sie Dimitra Arliss als „Helen“ gesprochen hat.
Gerne hätte sie Julianne Moore nach "The Big Lebowski" weiter gesprochen, oder weitere Filme mit Joan Allen, die ihr in "An Deiner Schulter" oder Sally Field wie damals in "Norma Rae" (Dialogregie: Thorsten Michaelis) synchronisiert. "An deiner Schulter" brachte ihr 2006 Nominierung für den Deutschen Preis für Synchron in der Kategorie: "Herausragende weibliche Synchronarbeit" als Stimme von Joan Allen ein.
Sehr bedauert hat sie es, dass sie Frenchy in "Grease - Schmiere" in der Neusynchronisation nicht wieder sprechen durfte. Ihr persönliches Vorbild war früher Almut Egger und ist heute Tilly Lauenstein.
In der Werbung hat sie auch hunderte von Spots gesprochen und in den 70er und 80er Jahren übrigens auch viel für den Rundfunk ( Rias und SFB) gearbeitet, in Hörspielen und als Moderatorin. Liane Rudolph hat u.a. für Lenor Werbespots gedreht und übernahm von Ende der 70er bis Anfang der 90er die Regie für eine Werbeagentur. Ansonsten hat sie kaum Regie gemacht. Eine der wenigen Ausnahmen war "Willi, die Maus" für den SFB. Peter Reinhard war der Erzähler in diesen fünf Minuten-Folgen.
Außerdem war sie in circa 30 Fernsehproduktionen zu sehen.
In den letzten Jahren hat sie auch zwei Hörbücher für Lübbe Audio (Die Engel von Morgan Hill & Ostersonntag) gelesen. Dazu verbrächte man sehr lange in der Dunkelkammer und sie wünschte sich mehr Zeit bei den Aufnahmen.
Wenn sie gefragt wird, was sie beruflich mache, bezeichnet sie sich auch schon mal als ein "Stimmchamäleon", da sie extrem wandlungsfähig sei.
Sie hat mittlerweile eine neue Serie angefangen: „The event“, der der sie wieder Laura Innes spricht.
(Text: Elisabeth von Glasenapp)
9. Dialogbuch Film
TOBIAS MEISTER für "Inception" (FFS Film- & Fernseh-Synchron GmbH, Berlin): 38,4 %
Treffen mit Tobias Meister am 25.5.2011 um 20 Uhr "im Glügk": (HK, EvG)
Foto: Elisabeth von Glasenapp
Tobias Meister traf sich nach einem langen Arbeitstag im Atelier noch mit uns. Er führt Regie bei einem Blockbuster, der sich noch in der Postproduktion befindet, so dass neue Schnittversionen mit den schon aufgenommen Teilen abgeglichen werden müssen. Derzeit arbeitet er an den „Transformers“: Hugo Weaving spricht einen der Roboter, dessen Stimme schon verfremdet war. Sie erhielten nur eine Roboscop-Version des Films also keine Bild, sondern nur als Hörspiel. Die Verantwortlichen aus allen Synchronländern wurden zu einem Preview nach London eingeladen. Als er sich über die veränderten Stimmen bei einem der Anwesenden ausließ, erhielt er eine Version mit den noch unveränderten Sprachaufnahmen der Schauspieler, nach denen das Probesprechen durchgeführt wurde. Theaterarbeit: Tobias Meister kann seit seinem 5. Lebensjahr auch auf zahlreiche Theaterauftritte zurückblicken. Seine erste Rolle war der kleinste Zwerg in "Schneewittchen und die sieben Zwerge" , in dem auch seine Mutter auftrat. Die Zwerge bekamen aus Sicherheitsgründen Laternen mit Batterien. Als er voller Begeisterung seine Freunde im Publikum entdeckte, trat er vor und winkte diesen zu, bevor er sich wieder unter die anderen Zwerge mischte und weiter spielte. Dieser Auftritt im Gürzenich brachte ihm eine Bemerkung in der Theaterkritik des "Kölner Stadtanzeiger". Er trat erneut neben seiner Mutter in der "Csardasfürstin" auf.
Mit 28 Jahren trat er drei Jahre lang an den Staatliche Bühnen Berlins, dem Schlossparktheater und dem Schillertheater auf. So hatte er u.a. in "Wallenstein" eine kleine Rolle.
Nach besonders erinnerungswürdigen Ereignissen im Theater befragt, erzählte er wie in dem Stück „Leben Gundlings Friedrich von Preußen Lessings Schlaf Traum Schrei“ von Heiner Müller (Skandalstück), geschah das Missgeschick, dass Blut aus Blutpads ins Publikum spritzten. Als sehr schmerzhaft erwies sich eine Aufführung von „Clavigo“ von Johann Wolfgang von Goethe, in dem er schwarz geschminkt und mit Kontaktlinsen einen Diener spielte.. Er trat dabei barfuß in eine Reißzwecke und musste den Rest der Szene, 20 min bis zur Pause, "unter Tränen" durchhalten.
In der Tribühne hat er den Sohn von Edith Handke und Klaus Sonnenschein in dem Stück "Das Fenster zum Flur" ca. 200x gespielt. Zu der Zeit hatte man noch sechs Wochen für Proben Zeit. Sonnenschein ist für ihn bis heute ein väterlicher Freund, der im Theater und Synchron ein großes Vorbild ist. Damals machte er schon Synchron und strebte Synchronregie an.
Probleme gab es immer mal wieder, wenn zwei Vorstellungen am Tag gespielt werden mussten, da es zu einem gefährlichen déjà vu kommen kann, weil man meint, die Szene schon gespielt zu haben. Einmal geschah es, dass Klaus Sonnenschein sein Stichwort verpasste und Meister seinen Text wiederholte und möglichst hinzog, während seine Kollegin, die nicht merkte, dass es ein Problem gab, immer schneller wurde. Dann plötzlich war das Zufallen einer Garderobentür sowie Schritte auf einer Treppe hinter der Bühne zu hören und ein sichtlich gehetzter Sonnenschein erschien auf der Bühne.
Neben seiner Theaterarbeit trat er bereits mit 13 Jahren im Fernsehen auf. So spielte er in "Peter ist der Boss" , den besten Freund der Titelrolle. Ebenso hatte er eine wiederkehrende Rolle in der langlebendigen "Unser Charlie" eine feste Rolle.
Tobias Meister führt seit 24 Jahren Synchronregie.
Als ideale Arbeitsbedingungen sieht er die Möglichkeit, Buch und Regie in einem Stück, dann auch Tag und Nacht machen zu können. Im Schnitt benötigt er je nach Material zwei bis drei Wochen für das Texten, jedoch rechnet er, dass er bei Rotoskop-Vorlage ein Viertel mehr Zeit für "Rätselraten" aufwenden muss. Dieses "Blindtexten" erschwert z. B. die Entscheidung, ob sich Charaktere Duzen oder Siezen und falsche Rollenbezeichnungen in der Continuity (Original-Dialog-Skript) müssen mühselig durch Abhören der Originaltonspur korrigiert werden. Ein Problem, das bei „Inception“ auftrat. Richtig schwierig wird es, wenn der Ton verfremdet wurde.
Am liebsten arbeitet Meister mit eigenen Büchern, da er bei der Regie dann Schwächen noch ausbügeln kann. Er betonte, dass er sich Filme, bei denen er Buch und Regie gemacht hat, hinterher immer noch einmal ansieht.
Kürzlich hat er Brad Pitt in "Tree of Life" gesprochen, einem sehr düsteren, schwermütigen, aber sehr stimmungsvollen Film. Seiner Meinung nach werden Pitt, Penn und DiCaprio mit zunehmenden Alter immer besser, während Forest Whitaker "immer schon geil" war. Diesen spricht er auch in dem jetzt anstehenden "Criminal Mind"-Ableger "Suspects".
(Text: Elisabeth von Glasenapp)
10.Dialogbuch Serie
TIMMO NIESNER für "Fringe" (Arena Synchron): 68,8%
Timmo Niesner
Foto: Helen Krüger
Wird ergänzt
11. Synchronregie Film
NORMAN MATT für „Inglourious Basterds“: 40,0%
Ohne Bild (unserem ganzen Charme zum Trotz)
Preisübergabe an Norman Matt am 27.5.2011 in einem Café nahe des Kurfürstendamms (HK EvG)
Der fotoscheue Norman Matt, der uns von Kollegen als "Kölner
Frohnatur" angekündigt wurde, wirkte in unserem gut zweistündigen Gespräch angenehm natürlich und uneitel. Er freute sich sehr, für die Regie von "Inglourious Basterds" ausgezeichnet zu werden, dessen deutschsprachige Bearbeitung sechs bis acht Wochen Arbeitszeit in
Anspruch genommen hatte. Gemeinsam mit den Synchronteams aus anderen Ländern wurde er zunächst zu einer Vorabansicht des Films nach London eingeladen. Zur Freude aller Beteiligten stellte der Verleih den Film für die Synchronisation ohne Einsatz eines Rotoskops zur Verfügung. Die humorvolle Zusammenarbeit mit Originalschauspielern wie Christoph
Waltz erlebte Norman Matt als sehr vielseitig, für die Sprachaufnahmen mit Diane Kruger reiste er extra nach Paris. Um verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten in Kombination miteinander auszuprobieren, nahmen sich die Verantwortlichen sehr viel Zeit.
Norman Matt führt häufig Regie und ist sich seiner Verantwortung für das Ergebnis der Sprachfassung vollkommen bewusst. Neben seiner Arbeit vor dem Mikrofon liegt ihm dieser Bereich der Synchronarbeit besonders am Herzen. Für das Texten brauche er verhältnismäßig lange. "Um gut zu
verdienen, muss man in dieser Branche sehr viel arbeiten, selbst, wenn man dem weit verbreiteten Preisdumping nicht nachgibt." gewährt er Einblick. Nach seiner Einschätzung sei für die gelungene Umsetzung einer Rolle das "richtige Denken" besonders wichtig. Dabei sind auch das Zusammenspiel und die Qualität von Dialogbuch, Regie und Schauspielern entscheidend. Besonders gern synchronisierte Norman Matt
den irischen Schauspieler Jonathan Rhys Meyers in der historischen Fernsehserie "Die Tudors" bei der Scalamedia in München, das Ergebnis sei dort "sehr gelungen". Sympathien hegt er auch für Cillian Murphy und Mark Ruffalo.
Nach seinem Werdegang befragt, erzählte uns Norman, dass er über einen beim Hörfunk arbeitenden Bekannten seines Vaters seine erste Hörspielrolle beim WDR erhalten hatte. Sie bestand aus dem einzigen Satz: "Ganesh, Ganesh, dein Vater, er ist krank, der Arzt ist bei ihm." Ungünstigerweise hatte er sich so sehr bemüht, vorab den Text zu lernen, dass er nicht dazu imstande war, die falsche Betonung wieder abzulegen. Dennoch gab ihm der WDR eine zweite Chance.
Aufgrund des hohen Bedarfs an Kinderstimmen wurde entsprechend begabter Nachwuchs in der Branche rasch weiterempfohlen. So übernahm Norman Matt bereits in jungen Jahren seine ersten Synchronrollen in Köln. Ausflüge zum Theater oder Film verdeutlichten ihm schnell, dass diese Facetten des Schauspielberufs "nicht sein Ding" waren. Hörspiele und Synchronarbeiten erlaubten es ihm hingegen bis in die Gegenwart, den emotionalen Spannungsbogen auch 'ohne Gesicht' zu erleben.
Parallel zu seinem Studium der Theaterwissenschaften, Germanistik und Psychologie an der Universität Köln synchronisierte Norman Matt u.a. bei der Splendid Film. Infolge seiner regelmäßigen Schwierigkeiten, an
der Uni einen Parkplatz zu finden, fehlte er während der Vorlesungen immer häufiger und ließ vor dem Hintergrund der gut laufenden Synchronaufträge seinen Abschluss sausen.
Da die Synchronbranche in Köln verhältnismäßig klein war, entschloss sich Norman Mitte der Neunzigerjahre, nach Berlin zu gehen. Er war davon überzeugt, in Anbetracht der größeren Konkurrenz nur dort herausfinden zu können, ob er tatsächlich dauerhaft in diesem Beruf arbeiten könnte. Seine erste Berliner Hauptrolle erhielt er in "USA High" unter der Regie von Engelbert von Nordhausen bei der mittlerweile nicht mehr existierenden Firma Rondofilm. Mit einer weiteren Rolle in einer Serie pendelte er im 2-3 Wochentakt zwischen Berlin und Köln hin und her. 2000, genervt vom dauernden Pendeln und
'Mitwohnen' in obskuren Privatunterkünften, kehrte er nach Köln zurück. Auch ein verlockendes Serienangebot von der Cinephon vermochte ihn zunächst nicht umzustimmen. Nachdem ihm bereits Tobias Meister dazu geraten hatte, seinen Wohnort nach Berlin zu verlegen, folgte er schließlich doch dem Ruf der BSG und Dorette Hugo, die ihn für die Synchronisation von Jay Hernandez in "Verrückt/Schön" besetzt hatte.
Seit 2001 lebt Norman Matt in Berlin.
(Text: Helen Krüger)
12. Synchronregie Serie
JOACHIM TENNSTEDT für "Lie to me" (FFS Film- und Fernseh-Synchron GmbH Berlin): 46,7%
Preisübergabe an Joachim Tennstedt am 25.5.2011 bei der FFS, Hohenzollerndamm (HK, EvG)
Foto: Elisabeth von Glasenapp
Zu unserer Überraschung war ausgerechnet der rege beschäftigte Joachim Tennstedt der erste der Gewinner, der sich telefonisch mit uns in Verbindung setzte, um bereits vor unserer Anreise einen festen Termin zu vereinbaren. "Ich bin sehr zurückhaltend und nehme nie Einladungen zu offiziellen Veranstaltungen oder Feierlichkeiten an, aber die Idee und das Engagement hinter diesem Preis haben mich so sehr angesprochen, dass ich gerne eine Ausnahme mache!" verriet der äußerst bescheiden wirkende, nach eigenen Angaben mit 1,59 m "eher klein geratene" Schauspieler, der von jeher die Anrede "Sie" bevorzugt. Von Kollegen als der "wohl höflichste Mensch der Welt" beschrieben, zeigte sich Herr Tennstedt in unserer Gegenwart auch von seiner quirligen, offenherzigen Seite und sprudelte geradezu über vor Erinnerungen, an denen er uns teilhaben ließ.
Von seinem Vater zum Ballettunterricht angemeldet - "Der Junge muss sich bewegen!"- trat Joachim Tennstedt bereits als Kind am Theater auf und wurde wie viele andere talentierte Kinder auf Empfehlung rasch weiter engagiert. Auf diese Weise gelang es ihm, auch ohne Schauspielausbildung in diesem Beruf Fuß zu fassen. Entdeckt wurde er schließlich von Regisseur Michael Miller, der ihn gemeinsam mit Michael Chevalier auf der Bühne spielen sah. Der Einladung zum Vorsprechen bei der BSG kam Herr Tennstedt zwar nach, doch sei er im Atelier vor Angst wie gelähmt gewesen und habe diese vor den Verantwortlichen auch unmissverständlich geäußert. "Ich weiß noch, wie sehr mich der Regisseur bei jeder Aufnahme gelobt hat, obwohl ich wirklich schlecht war. Er hat mich zu bestärken versucht und ich habe Gott sei Dank nicht aufgegeben!" Seine erste Synchronrolle übernahm er 1972 im Horrorfilm "Das letzte Haus links". "Die spätere Zusammenarbeit mit Größen wie Michael Chevalier und Jürgen Thormann war eine sehr gute Synchronschule." erinnert er sich.
Auf den Reiz der Synchronarbeit angesprochen, bekräftigt Herr Tennstedt, dass sie es ihm erlaube, eine farbige Vielfalt von Rollen spielen zu können, die ihm mangels Zeit, Prominenz und Körperlichkeit niemals für einen Dreh vor der Kamera angeboten würden. "Das Wesentliche ist die Authentizität, nicht die tolle Stimme." verleiht er seiner Berufseinstellung Ausdruck. "Wenn es mich in einer Szene packt, weine ich auch echte Tränen." Nachdem er Mickey Rourke in einer langen R eihe von Filmen seit 1981 synchronisiert hatte, entschied er 2006 auch genau deshalb, sich selbst umzubesetzen. "Rourke hat sich sehr verändert und ich passe nicht mehr zu ihm. Ich fülle ihn einfach nicht mehr aus. Dennoch war der Abschied nach so langer Zeit natürlich schwer." gibt er zu.
Als er gebeten wurde, für die Synchronisation von Tom Hanks in "Der Krieg des Charlie Wilson" einzuspringen und damit dessen erkrankten Stammsprecher Arne Elsholtz zu ersetzen, behielt er sich vor, die bereits synchronisierten Probeaufnahmen erst ansehen und beurteilen zu dürfen, bevor er sich endgültig zu der Rolle bereit erklärte. Zudem setzte er eine offizielle Erklärung des Verleihs zu den Gründen der Umbesetzung als Bedingung voraus, der Universal Pictures bekanntlich nachkam. "Ich sehe es als Luxus an, heute entscheiden zu können, ob und unter welchen Konditionen ich ein Angebot annehme oder nicht." resümiert er seine jahrzehntelange Erfahrung. Ihm selbst war übrigens nicht bekannt, dass die Tom Hanks-Komödie "Geschenkt ist noch zu teuer" (1986) mit Arne Elsholtz neu synchronisiert wurde.
Joachim Tennstedt mag Menschen, die Ideen haben und arbeitet vor diesem Hintergrund gern mit David Nathan und Hubertus Bengsch zusammen, die er als sehr kreativ bezeichnet.
Seit seiner Regiearbeit für "About Schmidt", die ihm 2003 eine Nominierung für den Deutschen Preis für Synchron bescherte, schätzt er zudem die Zusammenarbeit mit Klaus Bickert, der auch als Synchronautor für die Serie "Lie to me" verantwortlich zeichnet und genau wie die Ehefrau von Herrn Tennstedt früher bei der Cinephon als Cutter tätig war. Als Regisseur sieht sich Herr Tennstedt als "Diener der Vorlage". Für die Serie "Lie to me" habe er etwas Zeit gebraucht, um sich in diese hineinzufinden. Er selbst bevorzugt ältere Serien, weil dort weniger Gewalt gezeigt und stärker mit einem Augenzwinkern gearbeitet wurde. Privat sieht er sich vor allem gern Tier- und Dokumentarfilme an.
Auf seine außergewöhnliche Rolle in "Rain Man" (1988) angesprochen, berichtet Herr Tennstedt, ohne ein Probesprechen ausgewählt worden zu sein. "Einen Autisten zu lesen, muss man lernen. Er führt keine Dialoge, sondern bleibt immer bei sich." erklärt er. Das Kompliment eines Kollegen, der selbst Vater eines autistischen Sohnes ist, bedeutete ihm damals sehr viel. Anspruchsvoll gestaltete sich auch die deutsche Fassung des Holocaust-Dramas "Das Leben ist schön", in dem Joachim Tennstedt nicht nur Regie führte, sondern zugleich die Hauptrolle des später oscarprämierten Schauspielers Robert Benigni übernahm. Aufgrund der zum Teil temporeichen italienischen Dialoge war es notwendig, die eigene Sprache zu berücksichtigen, um das Ergebnis nicht zu verzappeln und den Film damit kaputtzusynchronisieren. Auch die Motorik und die Fähigkeit zur eigenen Zurückhaltung seien in dieser Produktion von entscheidender Bedeutung gewesen.
John Malkovich ist ein Schauspieler, den Joachim Tennstedt sehr gern spricht. "Er hat eine überraschende Spielweise, agiert immer wieder ähnlich und doch kommt es auf etwas Neues heraus!" erzählt er. Begeistert ist Tennstedt zudem von James Belushi, der vollkommen uneitel in "Immer wieder Jim" agiere sowie von Bryan Cranston in "Breaking Bad". "Der Typ ist einfach nur geil!" fasst der Vater von zwei Söhnen zusammen.
(Text: Helen Krüger)
13. Neuentdeckung
LUISA WIETZOREK: 57,1%
wird bei Gelegenheit nachgeholt!
14. Zeichentrick/Animation
“ICH - EINFACH UNVERBESSERLICH“ (2010), (BSG Wenzel Lüdecke; B+R: Frank Schaff): 53,8 %
Frank Schaff (mit Natascha Schaff) hat stellvertretend für die Produktion den Preis angenommen.
Foto: Elisabeth von Glasenapp
15. Klassiker vor 1990
"FALSCHES SPIEL MIT ROGER RABBIT" (BSG, Buch & Regie: Lutz Riedel): 50%
16. Klassiker nach 1990
"IM AUFTRAG DES TEUFELS": 35,2 %
17. Serienklassiker
"MIT SCHIRM, CHARME UND MELONE": 50,0%
18. Zeichentrickklassiker
"DSCHUNGELBUCH" (1968): 62,5%
19. Lebenswerk Synchronschauspieler
JÜRGEN THORMANN: 47,1%
Treffen mit Jürgen Thormann am 27.5.2011 um 11 Uhr im Literaturhaus (HK, EvG)
Foto: Elisabeth von Glasenapp
Wegen Sperrung des Ku´damm erschienen sowohl wir als auch Herr Thormann leicht verspätet. Bei prächtigem Sommerwetter setzten wir uns in den Garten des Cafés.
Wohlgelaunt zog Herr Thormann erst einmal sein metallic blaues Handy aus der Tasche und bestand darauf, erst einmal ein Foto „von den Damen“ zu machen.
Jürgen Thormann spielte 2006 in "Eine Bank in der Sonne" von Ron Clark in der "Komödie" Düsseldorf, ein Stück, das er ab Mitte März 2012 noch einmal in der "Komödie im Bayerischen Hof" in München inszenieren und spielen wird. Auch ist er in den letzten Jahren in dem Stück "Wind in den Pappeln" von Gérald Sibleyras aufgetreten, in dem John Hurt (engl. Titel "Heroes" ) in derselben Rolle vor einigen Jahren als „Gustave“ in London zu sehen war. Witzigerweise synchronisiert er regelmäßig John Hurt.
Seine große Liebe gehört dem Theater, das ihm nur wenig Zeit für Fernsehauftritte wie in "Jakob und Adele" ließ. Er war als Staatsschauspieler am Schillertheater in Berlin bis zu dessen Schließung im Jahre 1994 fest angestellt.
Schon früh hat er in allen (damals noch) westlichen Rundfunksendern Hörspiele und Lesungen erarbeitet. Zu seinen umfangreicheren Arbeiten gehört u.a. die Hörspielreihe "Grummel Griesgram", von der über 100 Folgen vor 30 Jahren entstanden sind. Auf seine scheinbar alterslose Stimme angesprochen, dass „er doch problemlos auch 50 -jährige sprechen könne“, tat er beleidigt und fragte, „auch noch 49-jährige?“, was wir selbstverständlich nicht bestritten haben. In dieser launigen Stimmung ging es weiter.
Auf die Anfänge seiner Karriere angesprochen, erzählte er, wie er nach dem Krieg in Güstrow (von 1945-1947) einfach am Theater nach Arbeit gefragt hatte. Dieses wurde von den theaterbegeisterten Russen umgehend nach Kriegsende wieder eröffnet. Ein Vorfall, bei dem ein betrunkener russischer Soldat im Theater Richtung Bühne schoss, wurde von den Russen schnellstmöglich unter den Teppich gekehrt.
Da außer den Alten nur sehr junge Männer zur Verfügung standen, die mittlere Generation fehlte praktisch, bekam er - obwohl ohne jegliche Schulung und Erfahrung - gleich die Möglichkeit, seinem Kindheitstraum nachzugehen. Mit "Learning by Doing" durfte er unter der Regie des ehemaligen Stummfilmstars Arthur Ritter von Klein (selbst „Kammerdiener“ im Stück), den Ferdinand in "Kabale und Liebe" (Schiller) spielen . Der Regisseur, der mit Hans Albers gedreht hatte, habe nach der Generalprobe in Tränen aufgelöst gestammelt:: " Das ist Schiller!". Alle 14 Tage gab es eine neue Premiere, Thormann musste in fast allen mitspielen und wirkte auch in den Operetten im Chor mit. Nach nur 8 Vorstellungen wandte man sich bereits dem nächsten Stück zu.
Der berühmte Theaterkritiker Herbert Ihering verfasste damals ein kleines Büchlein mit dem Titel "Reise durch die Provinz", in dem er Kritiken über Stücke, die er in der Provinz gesehen hatte, veröffentlichte. Über Thormann schrieb er: "Als Ferdinand erlebten wir einen jungen Menschen, der weder gehen, noch stehen noch sprechen kann". (Und der alte Herr hatte Recht! sagt Thormann)
Gut 20 Jahre später begegnete Thormann dem Theaterkritiker nach einer Premiere von Brechts "Der gute Mensch von Sezuan" unter der Regie von Hans Schweikart am Schloßparktheater wieder. Ihering lobte Thormann wegen seiner Darstellung, und dieser erinnerte ihn daran, was er vor 20 Jahren über ihn geschrieben hatte. Zwei Tage später schickte Ihering ihm ein Exemplar des Buches und schrieb als Widmung: "Die Zeilen 16-18 auf Seite 24 sind absolut unwahr! Ihr Herbert Ihering" .
Schon früh wurde er in Berlin von Wenzel Lüdecke eingeladen, doch einmal in seinem Synchronstudio vorzusprechen. Er hat auch Synchronbücher geschrieben und Dialogregie gemacht, als noch 80-100 Takes am Tag aufgenommen wurden. Heute werden mehr als doppelt so viele Takes aufgenommen. Sollte die Stimmung im Atelier mal nicht gestimmt haben, habe er auch schon einmal das Atelier verlassen.
Nach „seinen Schauspielern“ im Synchron befragt erwiderte er, dass er bei John Hurt "weiß, was kommt", während Peter O´Toole "gern zu viel macht". Bei Max von Sydow freut er sich immer auf dessen Stilmittel "Husten" und wettet mit dem Regisseur, ob er schon im dritten Take hustet. Großartig fand er ihn in "Needful Things", in dem er den Teufel spielt, der als Antiqitätenhändler die Menschen verführt. Ebenfalls gefiel ihm besonders der Film über einen alten Richter, der über ein Schiffsunglück zu urteilen hat. Zu Michael Caine meinte er, er könne sich Filme zwar schlecht merken, aber er habe noch "Dressed To Kill" und "Der stille Amerikaner" von Graham Greene in guter Erinnerung. Im Februar/März 2011 war er in Saigon in dem Hotel, in dem auch Szenen von "Der stille Amerikaner" gedreht wurden. Er habe jedoch Schwierigkeiten, wenn Michael Caine Schurkenrollen spiele.
Bei einer Filmpremiere wurde er einmal Michael Caine vorgestellt und erlebte diesen als liebenswürdig, ohne Allüren und als herzlichen Kollegen. Gut gefallen hat ihm auch dessen Darstellung in "Little Voice", in dem er in der Synchronisation singen musste (Er habe dafür sogar ein Telegramm von Pavarotti erhalten - und wieder ein Scherz, auf den wir hereinfielen).
Auf seine Arbeit bei "Ratatouille" angesprochen meinte er, sie hätten sehr viel Freiheit gehabt, da die Gesichter noch nicht fertig gewesen wären. Weniger angenehm ist für ihn die Synchronarbeit bei der Verwendung von "Rotoscope" (auch "Adventskalender-Synchron" genannt, wenn alles außer den Mündern der Schauspieler geschwärzt ist).
Aktuell spricht er wieder einmal John Hurt und Richard Wilson als "Gaius" in der BBC-Serie "Merlin" und freut sich besonders über seine Perücken und deren Ansätze, die zwischen den Aufnahme gerne mal „wandern“. Er genieße die "Merlin"-Arbeit sehr, da die Schauspieler immer so ein "Zwinkern" in den Augen hätten, als hätten sie sehr viel Spaß bei der Arbeit gehabt. Er hoffe, dass der ausgezeichnete junge Schauspieler, der Merlin spielt, rechtzeitig den Absprung vom Serien-Fernsehen schaffe.
Auch im Rundfunk kann er auf eine lange Tätigkeit zurückblicken. So wirkte er bei Radio Bremen in „Dickie Dick Dickens“ 1958 als Erzähler mit; im Rahmen einer Neuproduktion 2008 wurde Thormann erneut für diese Rolle verpflichtet, der mittlerweile verstorbene zweite Erzähler Klaus Stieringer wurde von Bastian Pastewka ersetzt. Ausgezeichnet wurde Thormann 2004 mit dem Radio-Eins-Hörspielkino-Publikumspreis für "Doktor Murkes gesammeltes Schweigen" von Heinrich Böll (Ko-Produktion des SWF und SR, 1986).
Er ist in seinem Leben viel gereist, u.a. viermal in die USA. So ist er dort mit einem Hausboot auf dem Lake Powell bis hin nach Utah gefahren, wo man keinen Telefonkontakt zur Außenwelt mehr hat. Er hat zahlreiche Reisen auf Passagierdampfern und Frachtern nach Südamerika, China, Australien und in die Südsee unternommen und eine Seereise von Hamburg über den Atlantik durch den Panamakanal bis nach Ecuador gemacht.
Nach fast zwei Stunden haben wir uns von dem warmherzigen, charmanten und witzigen Jürgen Thormann verabschiedet und hoffen, dass er seinem Publikum noch viele Jahre erhalten bleibt.
(Text: Elisabeth von Glasenapp)
20. Lebenswerk Synchronschauspielerin
GISELA FRITSCH: 69,2 %
wird bei Gelegenheit nachgeholt!