Die Gewinner der Silhouette 2008
1. Synchronschauspieler Film
DIETMAR WUNDER für Daniel Craig als James Bond in "James Bond - Casino Royale" (39,1 %)
Foto: Helen Krüger
"Dietmar Wunder verleiht Daniel Craig und der Rolle Stärke, Charme und eine feine Ironie, wie man es zuletzt bei Gert Günther Hoffmann erlebt hat."
"Er konnte als Synchronsprecher von Daniel Craig als James Bond voll überzeugen - was viele im Vorfeld bezweifelt hatten."
Preisübergabe an Dietmar Wunder am 29.04. 2008 im Parkcafé
Trotz seines straffen Terminkalenders nahm sich der vielbeschäftigte Dietmar Wunder die Zeit, um seinen Preis persönlich entgegenzunehmen. Er zeigte deutliches Interesse an der Wahl, stellte in diesem Hinblick Fragen zur öffentlichen Meinung, zu Aufbau, Inhalten und Mitgliedern des Synchron Forums und ließ sich den Link dazu notieren, um selbst einmal vorbeischauen zu können. Nicht zuletzt aufgrund manch berufspolitischer Entwicklung begrüßte er die zunehmende Aufmerksamkeit und das Engagement der Zuschauer und betonte, dass auch er sich im Kino als solcher betrachte und Umbesetzungen nicht möge.
Dietmar Wunder, der bis vor wenigen Jahren noch am Theater gespielt hat und nicht nur synchronisiert, textet, Regie führt, für die Werbung spricht, im Hörbuch - und Hörspielbereich tätig ist ( u.a. "Lady Bedfort", "Offenbarung 23" ), sondern auch mit seinem Bruder Christian als "Wonderboyzz" / "CSI Berlin" Musik gemacht hat, musste letzteres aus Zeitmangel aufgeben. Dennoch wäre er gern jederzeit wieder mit dabei, wenn ihn die Band, zu der auch Tanja Geke, Simon Jäger, Stefan Krause, Florian Halm und ein Arzt gehören, für einen Gastauftritt engagieren wollten ;-)
2. Synchronschauspielerin Film
-> wegen Stimmengleicheit zwei Preisträgerinnen:
GISELA FRITSCH für Dame Judi Dench als „M“ in "Stirb an einem anderen Tag" (2002) und "Casino Royale" (2006) ( 29,2 %)
Foto: Helen Krüger Foto: Elisabeth von Glasenapp
"Wie schon in den vorangegangenen drei James-Bond-Filmen mit Pierce Brosnan zeigt Gisela Fritsch erneut, wie genial sie auf die selbstbewußte und strenge, aber doch gerechte Judi Dench als „M“ besetzt ist. Kaum fassbar, dass sie dereinst z.B. Linda Evans (als Krystle Carrinton) in "Der Denver-Clan" (1981-89) oder in den 70ern Penny Marschall als Myrna in „Männerwirtschaft“ synchronisiert hat. Inzwischen kann man sich Dame Judi gar nicht mehr ohne die angerauhte, charaktervolle Stimme von Gisela Fritsch vorstellen."
Preisübergabe an Gisela Fritsch, am Montag, den 28.4.2008 im Café Tomasa
Frau Fritsch, die im übrigen ein gutes Gespür für eine harmonische, gepflegte Garderobe bewies und stilvoll gekleidet zur Preisübergabe erschien, erzählte uns, dass sie Judi Dench, die Frau mit den "großen glitzernden Augen" , sehr gern synchronisiere. Sie bedauerte es zutiefst, sie nicht in "Iris" gesprochen haben zu dürfen, da der Regisseur ihre Stimme als zu dunkel empfand und Judi Dench in dem Film zudem Gesangspassagen hatte. Frau Fritsch hat sich den Film daraufhin aus Interesse im Kino angesehen.
Im Rahmen der Filmpremiere zu “Der Duft von Lavendel” in München bot sich ihr schließlich die Gelegenheit, Judi Dench kennenzulernen. Diese scherzte, sie könnten ja füreinander einspringen, sollte eine von beiden einmal verhindert sein.
Frau Fritsch hat 1977 das letzte Mal auf der Bühne gestanden, ist aber neben der Synchronisation noch immer im Hörspielbereich tätig, nicht zuletzt seit über 30 Jahren als "Karla Kolumna" in den Kinder - Hörspielreihen "Benjamin Blümchen" und "Bibi Blocksberg". Helen - die 1982/83 ihre ersten Kassetten hörte - durfte sich davon überzeugen, dass ihre Stimme bis auf die Tiefe nichts an der Intonation der "rasenden Reporterin" eingebüßt hatte, während sich Erik Vaessen als "Herr Tierlieb" mittlerweile aus Altersgründen verabschieden mußte und Hallgard Bruckhaus, die sich bereits vor Jahren aus dem Bereich der Synchronisation zurückgezogen hatte, 2007 ebenfalls aus der Hörspielreihe ausstieg. Till Hagen als "Wärter Karl" sowie Katja Primel, die seit 25 Jahren den kleinen Jungen "Otto" spricht, gehören jedoch weiterhin zum festen Ensemble. Anders als beim Synchron agieren im Tonstudio bis zu sechs Schauspieler gleichzeitig vor dem Mikrofon.
Derzeit spricht Frau Fritsch die Sekretärin des Präsidenten in der Serie “West Wing”. Da genau wie bei "Denver Clan" Manfred Erdmann Regie führe, ginge es bei den Aufnahmen immer sehr lustig zu. Auf "Krystle" angesprochen, säuselte sie gleich noch einmal "Blake ...".
Dass sie einen besonderen Sinn für Humor hat, davon zeugt auch folgende Anekdote: Hansi Jochmann - mit Internetanschluss ausgestattet - hatte Frau Fritsch bei der Verleihung des “Deutschen Preis für Synchron” bereits erzählt, dass sie beide beim Zuhörerpreis “Die Silhouette” als Gewinnerinnen hervorgegangen waren. Frau Fritsch gab sich jedoch wenige Tage später völlig ahnungslos, als Helen der 72jährigen - ohne Internetanschluss ausgestatteten - Dame geduldig und in allen Einzelheiten am Telefon zu erklären versuchte, um was es bei dem Preis überhaupt ginge.
HANSI JOCHMANN für Jodie Foster in "Die Fremde in Dir" ( 29,2% )
Foto: Helen Krüger Foto: Elisabeth von Glasenapp
"Eine Synchronisation, die den Wert einer angestammten Stimme beispielhaft unterstreicht. Hansi Jochmann fesselt mit ihrer Stimme, unverwechselbar als Jodie Foster, angefangen bei den sprachlich ausgefeilten Erzählpassagen im Radio, mit denen auch der Film beginnt, über ein anfangs lockeres, durch natürliche Attraktivität gefangennehmendes Auftreten gegenüber Freunden, Kollegen und dem Freund, dann aber auch mit trauriger, dann wütender, dann auch emotional ersterbender Verzweiflung bis hin zur entladenden Konfrontation. Und dazwischen immer die einer Gratwanderung gleichenden Dialoge mit dem ermittelnden Polizisten. Nachfühlbarer geht’s kaum."
Preisübergabe an Hansi Jochmann am 30.4 2008 in der 1. Kaffeerösterei
Hansi Jochmann, die mit ihrer Hündin erschien und von der Brille bis zum Schuh farblich passend gekleidet war, zeigte sich während unserer Begegnung sehr interessiert und gesprächig. Auch sie unterstrich, dass sie die "Silhouette" als ehrlichen, unpolitischen Preis wertschätze.
Trotz der großartigen Darstellung in „Die Fremde in Dir“, empfand sie die Aussage des Films zugunsten der Waffenlobby und der Selbstjustiz als außerordentlich fragwürdig und war erstaunt, dass Jodie Foster scheinbar kritiklos diese Haltung unterstützt. Auf der Suche nach einer "entlastenden" Erklärung oder einer Stellungnahme, recherchierte sie in Interviews und TV Auftritten der US Schauspielerin, jedoch ohne eine Antwort darauf zu finden. Ihr selbst ist Gewalt zuwider.
Als sie sich in Vorbereitung auf die Synchronisation von „Das Schweigen der Lämmer“ den Film auf Video ansah, gruselte sie sich so sehr, dass sie den Film nur tagsüber verfolgte und die Videokassette oben im Schrank versteckte, als ihr Sohn von der Schule kam.
Frau Jochmann synchronisiert seit ihrem 6. Lebensjahr und erinnert sich noch daran, wie sie damals zusammen mit Ilja Richter in den Pausen gespielt hat. Mit den Kollegen Rolf Schult und Joachim Kerzel stand sie lange Jahre am Berliner Schillertheater auf der Bühne und bringt insbesondere Rolf Schult großen Respekt entgegen, den sie einen "Künstler" nennt. Genau wie viele ihrer Kollegen kritisiert sie das mangelnde schauspielerische Können der jüngeren Sprecher im Atelier. Die Omnipräsenz mancher Stimmen – insbesondere in der Werbung – gefällt ihr gar nicht.
Wie passend sie auf Jodie Foster ist, zeigte sich in „Flightplan“ , wo sie während einer Szene einen Namen schreien musste und nach der Aussage der Tonmeisterin dabei 1:1 wie Jodie Foster im Original klang. Ihre Lieblingsfilme sind „Angeklagt“ und „Contact“, wobei die Plädoyers für sie jeweils das Highlight darstellen.
Heute synchronisiert sie nur noch Jodie Foster. Sie möchte sich im Atelier nicht unter Druck setzen lassen und 20 Takes pro Stunde bzw. 120 Takes am Tag nicht überschreiten. Neben zahlreichen Fernsehauftritten (z. B. aktuell „Pater Brown“) spricht Sie auch Voice Over für Dokumentationen oder nimmt Hörbücher auf, bei denen sie im Schnitt 20 Seiten pro Stunde liest und maximal 5 Stunden am Tag.
3. Synchronschauspieler Serie
HANS-WERNER BUSSINGER für Lee Majors in “Ein Colt für alle Fälle” (Neusynchro, 2007) ( 45,8 %)
Foto: Elisabeth von Glasenapp
"Er schafft das (was allerdings für das ganze Team der Neusynchro gilt), die ganze Sache wirklich wie in den 1980ern klingen zu lassen - und das ist eine Leistung, die man heutzutage eher selten findet. Ganz großes Kompliment für die hervorragende Arbeit!"
"Wer hätte es gedacht, dass die Neusynchro eines Serienklassikers nach "Magnum" in den 1990ern noch einmal gelingen würde ?! Und wie würden wohl die alten Hauptdarsteller klingen? H.W. Bussinger hat es uns gezeigt! Er bringt die Rolle des Colt Seavers so gekonnt und wunderbar betont ´rüber, als wären wir noch immer in den 1980ern. Seine leicht gealterte Stimme passt heute sogar noch etwas besser als zu Zeiten der Originalsynchro. Herr Bussinger hat eine tolle Arbeit geleistet."
Preisübergabe an Hans-Werner Bussinger am 02. Mai 2008
Herr Bussinger erzählte, dass er am Montag zuvor, begleitet von seiner Tochter Clarissa, bei der Premiere von „Speed Racer“ eingeladen gewesen war. In diesem Film synchronisiert er Roger Allam.
Als er die Nominierungsliste für „Die Silhouette“ überflog, erwähnte er, dass er zusammen mit Rüdiger Bahr in Kiel am Theater gespielt hat.
Aus der Serie „Unser Charlie“ , für die er wohl bei den meisten Zuschauern bekannt ist, wurde er mittlerweile herausgeschrieben.
Dafür hat er im letzten Jahr drei Filme / Serienfolgen mit Lee Majors synchronisiert, der mit „Ein Colt für alle Fälle“ ein Revival erlebt. Herr Bussinger war sich anfangs nicht sicher, ob eine Neusynchronisation gelingen würde, umso mehr freut ihn nun der Erfolg. Bei der Neusynchronisation wurden bis zu 300 Takes am Tag absolviert. Ob es nach 2 Staffeln weitergeht, ist bisher unklar. Auch schien es schon bei Staffel 2 Probleme wegen der Musikrechte zu geben, weshalb bei der Fernsehausstrahlung vermutlich auf die alte Fassung zurückgegriffen wird.
Angesprochen auf Blake Carrington und „Heiter bis wolkig“ erzählte Herr Bussinger, dass er schon mehrfach von dem einzigen deutschen „Denver-Clan“ – Fan Club in Lüdenscheid eingeladen wurde. Bisher jedoch konnte er sich wegen seines vollen Terminkalenders keine Zeit dafür nehmen. Da es in diesem Jahr allerdings ein 10jähriges Jubiläum gibt, würde er der Einladung schon gerne nachkommen.
Derzeit ist er zusammen mit „seiner Krystle“ Gisela Fritsch - mit der er zuvor bereits fünf Jahre in der Serie „Denver Clan“ synchronisierte -
in „Westwing“ zu hören.
Des weiteren ist er im Hörspielbereich aktiv, für den heutzutage keine kostspielige Tontechnik mehr notwendig ist.
4. Synchronschauspielerin Serie
GHADAH Al-AKEL für Kyra Sedgwick als "Brenda Leigh Johnson" in "The Closer" ( 50 %)
Fotos: Helen Krüger Foto: Elisabeth von Glasenapp
"Diese sehr anspruchsvolle und vielseitige Rolle wird durch Ghadah Al-Akels herausragende schauspielerische Leistung und Wandlungsfähigkeit in jeder noch so feinen Nuance zu einem wahren Genuss."
"Wie bei kaum einer anderen aktuellen Serie lebt die Synchronisation von THE CLOSER fast vollständig von der überragenden Leistung der Hauptrollensprecherin. Von zuckersüß bis bohrend-kalt deckt Ghadah Akel das komplette Spektrum von Kriminalermittlerin Deputy Chief Brenda Johnson ab."
Preisübergabe an Ghadah Al-Akel am 26.04.2008 am Lietzensee
Ghadah, die ihre Hündin Flavia mit dabei hatte und einen sehr offenen, quirligen Eindruck machte, spricht Kyra Sedgwick sehr gerne und ist der Neuen Tonfilm besonders dankbar, für diese Rolle gecastet und ausgewählt worden zu sein.
Sie betonte mehrmals, dass ihr die "Silhouette" als ein von unabhängigem Publikum vergebener Preis weitaus mehr bedeute, als der offizielle "Deutsche Preis für Synchron".
Ghadah hat ihr Schauspielstudium selbst finanziert und sich nach den üblichen Jobs wie Putzen und Kellnern schließlich bei den Synchronstudios beworben. Man gab ihr eine Chance und ließ sie 15 Takes sprechen, doch das Ergebnis stellte die Verantwortlichen alles andere als zufrieden, sodass sie mit den Worten "Geh mal lieber wieder nach Hause" aus dem Atelier verabschiedet wurde. Ihr zweiter Anlauf war erfolgreicher, sodass sich ihr die Möglichkeit bot, sich nach und nach in der Branche hochzuarbeiten. Da Ghadah eine klassische Gesangsausbildung absolviert hat, verfügt sie über eine große Bandbreite und spielt im Atelier gerne bis zur völligen Erschöpfung. Sie kritisiert, dass viele junge Sprecher nur noch Fließbandarbeit leisten und ihre Charaktere und deren Gefühle nicht mehr spielen. Um im Gleichgewicht zu bleiben, nimmt sie sich bei Bedarf gern mal eine Auszeit. Sie legt sehr großen Wert auf gute Zusammenarbeit mit den Kollegen und gibt offen zu, Engagements bei mangelnder Sympathie abzulehnen oder personelle Umbesetzungen zu fordern. Ihre Lieblingsregisseure sind Björn Schalla, Hartmut Neugebauer, Martin Schmitz und Jürgen Neu. Obwohl Ghadah auch gerne vor der Kamera arbeitet, schätzt sie besonders beim Synchron die extrem große Vielfalt an Rollen, die ihr angeboten werden, ihre Entscheidungsfreiheit bei der Auswahl der Engagements und den festen Standort Berlin. Ihre Vorliebe gilt anspruchsvollen, gebrochenen Charakteren.
Neben „The Closer“ hat sie besonders gerne Jane Horrocks als „Bubble“ in „Absolutely Fabulous“ synchronisiert.
Ob sie gerade lieber singt, dreht (z.B. „2 Wochen Chef“, "Schloss Einstein", "Rosa Roth" u.a.) oder synchronisiert, hängt von ihrer Stimmung ab. Sie unterstreicht jedoch, dass all diese Tätigkeiten zur Schauspielerei gehören. Da ihr wechselnder Familienname manchmal für Verwirrung sorgt, klärt uns Ghadah über die Hintergründe auf: beim Synchron verwendet sie Ghadah Al-Akel und beim Drehen Ghadah Akel.
5. Dialogbuch Film
ANDREAS FRÖHLICH für „Der Sternwanderer“ 52,9%
Foto. Helen Krüger
"Ein Dialogbuch voller Träume, das sich perfekt in die Fantasie Welt des Filmes einfügt."
"Wieder einmal ist es Andreas Fröhlich geglückt, die Qualitäten einer literarischen Vorlage auch in der zweiten Adaption perfekt zu würdigen. Seine Dialoge sind nicht nur ein wahrer Hörgenuss und unterstreichen effektvoll die bezaubernde Stimmung des Films, sondern transportieren auch den verqueren Humor des Originals auf kongeniale Weise."
-> Andreas Fröhlich war es aus terminlichen Gründen nicht möglich, den Preis persönlich entgegenzunahmen, doch auch er hat sich sehr über die Auszeichnung gefreut. Sein Kollege Oliver Rohrbeck, dem wir den Preis stellvertretend übergeben haben, wird diesen entsprechend weiterleiten.
6. Dialogbuch Serie
HARTMUT NEUGEBAUER für „Boston Legal“ ( Neue Tonfilm, Berlin / München ) (60% )
Foto: Helen Krüger Foto: Elisabeth von Glasenap
"Eine wunderbare Synchro mit Witz und Tiefgang."
”Wie oben geschrieben kenne ich die Serie noch nicht im Original, aber die deutsche Fassung macht so viel Spaß, daß man sie sich überhaupt im Original noch einmal ansehen möchte. Schöne Einfälle wie "Hier kommt der Landvogt" oder "Hast du Vulkanier gesagt" zeigen nicht nur ein großartiges Buch, sondern auch "Sachkenntnis", die die Zusammenhänge zu Star Trek versteht und sie nicht einfach aus purer Ignoranz unter den Tisch fallen läßt.“
Preisübergabe an Hartmut Neugebauer am 28.4.2008 bei der Neuen Tonfilm in Schöneberg zu Aufnahmen von „Boston Legal“:
Wir hatten das große Vergnügen, Hartmut Neugebauer bei der Synchronisation von William Shatner („Danny Crane“) zusehen zu können. Mit Unterstützung seiner Tonmeisterin Ulrike und gestrengem Cutter Matthias sprach er in unverkennbarem Stil seine amüsanten Texte. Anschließend übernahm Philine Peters-Arnold die Rolle einer Reporterin, für die es keine passendere deutsche Besetzung hätte geben können. Dabei durften wir erleben, wie Hartmut Neugebauer eine vom Schreibbüro vergessene Dialogpassage in wenigen Sekunden neu und lippensynchron getextet hat. Yvonne Greitzke schloss die Aufnahmen an dem Tag ab.
Am Abend hatte uns Hartmut Neugebauer mit seinem Team sowie Thomas Danneberg und Tobias Kluckert zum Essen eingeladen und zeigte sich dort sehr gesellig und gastfreundlich. Er veranstaltet solche Abende regelmäßig, da er Wert auf ein gutes Miteinander legt.
Hartmut Neugebauer liebt es zu texten und Regie zu führen (z.B. „Rosanne“ oder die Eastwood-Filme). Für ihn sei Texten eine gestalterische Arbeit, in die er sich so richtig verbeißen könne. Da er vor allem mit den Klassikern groß geworden sei, stehe ihm eine so große sprachliche Vielfalt zur Verfügung, dass ihn schon einmal Sprecher fragten, was ein Wort bedeute. Besonders wichtig sei ihm, dass seine Dialogbücher nicht klinisch klingen. Da man beim Texten nur einen eingeschränkten Blickwinkel habe, sei es immer spannend, was Kollegen im Studio daraus machten. Harmonie sei das Wichtigste, wobei leicht asynchrone Stellen durchaus „überspielt“ werden könnten.
Wenn deutsche Regisseure die deutsche Bearbeitung ihrer Filme übernehmen, würden sie in der Regel von erfahrenen Profis unterstützt. Zu der Frage, wie es mit einem neuen Sprecher für Clint Eastwood aussähe, gab er zu verstehen, dass diesbezüglich noch völlige Unklarheit herrsche. Selbst das Casting von Joachim Höppner gelang erst im zweiten Anlauf, als Höppner Eastwood „leichter“ sprach, denn zunächst hatte Eastwood ihn als "zu schwer" empfunden, weshalb Herr Neugebauer nach eigener Aussage auch auf keinen Fall selbst in Frage käme.
Die wenige freie Zeit, die ihm bleibt, nutzt er, um an einem Roman und Drehbuch zu arbeiten (einige seiner Drehbücher blieben bisher unveröffentlicht).
Hartmut Neugebauer ist seit 42 Jahren verheiratet. Seine ältere Tochter Veronika ist ebenfalls Schauspielerin und hat für „Die schrecklichen Schwestern“ den „Deutschen Preis für Synchron“ erhalten. Seine jüngere Tochter ist Opernsängerin und lebt in Schweden.
7. Dialogregie: Film
AXEL MALZACHER für "Ratatouille" (52,8%)
Foto: Elisabeth von Glasenapp
"DER Animationsfilm des heurigen Jahres, welche zur Freude einiger Synchronfans ganz ohne Promisprecher auskommt und zeigt, dass auch promilose Zeichentrick-Synchros einen Film ansehbar und erfolgreich machen können. Die Rollen wurden mit großer Sorgfalt typengerecht gecastet, von der kleinen Ratte bis hin zum Restaurantkritiker eine saubere, gut durchdachte Sprecherauswahl mit einigen bekannten Sprechern in ungewohnten Rollen."
Preisübergabe an Axel Malzacher am 29.4.2008 bei der Interopa in Neukölln
Das geplante Treffen bei der Interopa fiel etwas kürzer aus als vorgesehen, da sich kurzfristig der Drehplan geändert hatte und das Team unter Zeitdruck stand. Dennoch durften wir zunächst bei Aufnahmen zu Brian de Palmas Doku-Drama „Redacted“ zusehen und Herrn Malzacher im Anschluss den Preis übergeben. Wie alle anderen Preisträger wollte auch er näheres über die Hintergründe und den Ablauf der Wahl erfahren. Auf die Frage, welche Tätigkeiten im Bereich des Synchron ihm am liebsten seien, nannte er an erster Stelle „sprechen“, gefolgt von „Regie führen“, dann "lange gar nichts" und erst zu guter letzt „texten“.
Nachdem er im vergangenen Jahr leer ausgegangen war, freute er sich sehr, 2008 wieder einen Preis erhalten zu haben. Seine Auszeichnungen sind im Übrigen auch auf seiner Homepage nachzulesen.
8. Dialogregie: Serie
TIMMO NIESNER für “Lost” (Arena Synchron) (60 %)
"Durch seine Regie schafft er es, die Spannung und Atmosphäre des Originals perfekt ins Deutsche zu übertragen."
„Gute Umsetzung der Serie, da auch Native-Speaker (oder sollte es Natur-Sprecher heißen ?) eingesetzt werden, was im krassen Gegensatz zu Heroes eine originalgetreue deutsche Fassung ergibt.“
9. Neuentdeckung des Jahres
LISA MITSCHING (47,1 %)
Foto: Helen Krüger
"Trotz ihrer jungen Jahre besitzt sie ein enormes Talent und kann sich in jede Rolle sehr gut hineinversetzen."
"Bereits als Stammstimme von Dakota Fanning hat Lisa Mitsching mit ihrem unvergleichlichen, herrlich sarkastischen Unterton mehrfach perfekt den besonderen, persönlichen Charakter dieser Jungschauspielerin stimmlich transportiert, wie es wohl keine zweite könnte. Mit ihrer Synchronarbeit zu "Der Goldene Kompass" (2007) zeigte sie nun, dass sie auch "größeren" Rollen mehr als gewachsen ist."
Treffen mit Lisa Mitsching im Restaurant Eiffel am Ku’damm am 25.4.2008.
Lisa Mitsching kam in Begleitung ihrer Eltern.
10. Zeichentrick /Animation
"DIE SIMPSONS - DER FILM" (Buch und Regie: Matthias von Stegmann, Interopa Film GmbH, Berlin) (64 %)
"Es ist immer sehr schön zu sehen, wenn Stimmen und Figuren zusammenwachsen. Ein hervorragendes Beispiel dafür sind "Die Simpsons". Ob nun Norbert Gastell oder Sandra Schwittau - es passt einfach hervorragend. Vor allem im Kinofilm macht auch Anke Engelke mittlerweile einen sehr guten Eindruck, nachdem sie sich auf die Rolle erst "einsprechen" musste. Das gewohnte Team der Serie macht den Film zu einem echten Highlight der Animationsfilme."
"Endlich hat die Kultserie nach langem Warten ihren eigenen Kinofilm bekommen, bei dem wir sowohl beim Film selbst als auch bei der deutschen Synchronfassung nicht enttäuscht wurden. Die Sprecher und die Dialoge haben gut gepasst (trotz Anke Engelke) und besonders bei der "Spiderschwein"-Geschichte konnte man sich gut amüsieren."
"Bedenkt man, wie Zeichentrickfilmsynchronisationen aus marketingtechnischen Gründen heutzutage meist aussehen, ist es fast unglaublich, wie sehr im Sinne der Fans der Serie die deutsche Fassung gelungen ist. Der Dank dafür gebührt vor allem Regisseur Matthias von Stegmann, der in drei Städten parallel aufgenommen hat, aber auch der Aufnahmeleitung, den Sprechern und allen anderen Beteiligten an dieser Synchronproduktion, die durch die extrem hohen Geheimhaltungsmaßnahmen besonders erschwert worden ist."
Preisübergabe an Phillip Cassau am 29.04.2008 bei der Interopa in Neukölln
Die Übergabe des Preises erfolgte an Phillip Cassau im Namen der Interopa, da sich der Autor und Regisseur Matthias von Stegmann derzeit in Japan aufhält.
Herr Cassau zeigte sich am Konzept des Preises sehr interessiert und war erstaunt über das Engagement der Organisatoren und Teilnehmer. Er sieht die "Silhouette" durchweg positiv und betonte, dass auch der „Deutsche Preis für Synchron“ einmal klein angefangen und sich erst über die Jahre entwickelt habe. So habe z. B. die Einbindung des Kulturministeriums Einfluss auf die Breitenwirkung durch die Medien erfahren und damit das öffentliche Interesse verstärkt. Unser symbolisches Preisgeld von 3 € löste auch hier die übliche Erheiterung aus.
11. Filmklassiker vor 1986
"E.T. - DER AUSSERIRDISCHE" (26,1%)
"Ein Kultfilm, der mit exzellenten Sprechern auch in der deutschen Fassung seit gut 25 Jahren überzeugt."
12. Filmklassiker nach 1986
"FORREST GUMP" (Berliner Synchron) (41,7 %)
"Ein Film über jemanden, der sein Leben trotz Schwierigkeiten meisterte. Dieser Film aus dem Jahre 1994 räumte 6 Oscars ab und ist auch in der deutschen Synchronisation ein Genuss. Die Sprecher sind gut gewählt und vor allem Arne Elsholtz gibt eine großartige Leistung für Tom Hanks als Forrest Gump ab."
13. Serienklassiker
"DIE MUPPET SHOW" (Buch und Regie: Eberhard Storeck) (41,7%)
"Eberhard Storecks kongeniale Version der beschwingten Puppen-Serie macht die deutsche Fassung fast schon witziger als die Originalversion. Die hervorragende Wahl sämtlicher Sprechrollen macht die Synchronfassung dieser Serie zu einem wahren Genuss.“
14. Zeichentrick-Klassiker
"DAS DSCHUNGELBUCH" (Simoton Film GmbH, Berlin, Buch und Regie: Heinrich Riethmüller) (66,7%)
"Wenn ein Zeichentrickfilm diese Auszeichnung verdient hat, dann dieser auch nach 40 Jahren noch herrlich unbeschwerte und beschwingte All-Time-Klassiker. Nicht nur die Sprecherwahl ist exzellent, auch die musikalische Bearbeitung und die deutschen Songtexte suchen ihresgleichen."
15. Lebenswerk Synchronschauspieler
ROLF SCHULT (36 %)
Foto: Helen Krüger
"Über 40 Jahre lang ist Rolf Schult nun schon eine feste Größe im deutschen Synchrongeschäft. Er glänzte in loyalen/gesetzesnahen, lupenreinen Helden-Rollen (z.B. Jack Lord in „Hawaii 5-0“ oder Patrick Stewart in „Star Trek“ oder „X-Men“), ebenso wie als geschniegelter Mafia-Schurke (Alex Rocco in „Der Pate“), wohlbetuchter, feiger Sadist (John Cypher in „Valdez“) oder schlichtweg wahnsinniger Egoist (z.B. Gene Hackman in „Leise weht der Wind des Todes“). Darüber hinaus manifestierte er im Besonderen Robert Redford generell als Star in Deutschland und wird von vielen auch als erste richtige Stammkraft für Anthony Hopkins sehr geschätzt.
Rolf Schults Stimme schaffte es immer ein gewisses Maß an Spannung in einen Film zu hauchen, egal in welcher Hinsicht. Ich habe nie erlebt, dass Rolf Schult in einer Rolle gelangweilt oder unbeholfen wirkte, was man bei weitem nicht von jedem Synchronsprecher behaupten kann, auch unter den wirklich renommierten. Im Alter schaffte er es außerdem mit seiner Stimme allein schon eine beachtliche Größe einer Figur aufzubauen, wenn es sich denn anbot. Seine Stimme hat großen Wiedererkennungswert und hält den Zuhörer zum still sein und lauschen an. Er hat diesen Preis gerade jetzt besonders verdient, da damit ein weiteres Zeichen gegen die unsägliche Absetzung von Robert Redford gesetzt werden kann. Ich denke zahlreiche Film- und Synchronfans stehen hinter seinen Leistungen und selbst wenn sie nur Filme mögen, in denen er als Sprecher auftrat, obwohl sie sich seiner als „Person hinter dem Mikro“ oftmals sicher gar nicht bewusst sind."
"Eine schöne Stimme, die wir in letzter Zeit viel zu wenig hören."
"Seit vielen Jahren aufgrund seiner sonor-wohlklingenden Stimme einer der gefragtesten und zweifellos besten Sprecher unseres Landes. 2007 durfte er Robert Redford zwar nur in dessen „Rolle“ als Pferd im Kinderfilm „Schweinchen Wilbur und seine Freunde“ synchronisieren, dass ihn seine Fans aber auch weiterhin in dieser Paraderolle hören wollen, soll diese Auszeichnung unterstreichen."
"Eine Laudatio auf den verdienten Synchronzuhörerpreisträger Rolf Schult könnte lang werden, wollte man alle synchronsprecherischen Rollen des Schauspielers Schult aufzählen, sie würdigen, kritisieren - und dazu Schults zahlreiche Hörspiel - und sonstigen Sprechertätigkeiten (für Radio und TV). Da aber auch in der Kürze die Würze liegen kann, sei an dieser Stelle nur klipp und klar festgestellt: Rolf Schult war und ist einer der besten, meistgehörten - und immer bzw. immer wieder sehr gern gehörten - Synchronsprecher Deutschlands und mit Leistung und Rollen Teil der "west-" und "gesamtdeutschen" Film- und Fernsehgeschichte. Wenn sowohl Inge Meysel als auch Marie-Luise Marjan als "Mutter der Nation" bezeichnet werden, kann man Schult wohl als "einen Sprecher der Nation" bezeichnen - mit seiner angenehmen, nuancenreichen und präzisen Stimme, die er Helden, Frauenschwärmen, Schwiegermütterlieblingen (Redford, Redford, Redford) ebenso lieh wie (einmal) dem "Karl-May"-Schurken vom Dienst (Rik Battaglia in "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten"), Charakterdarstellern (Gene Hackman, Anthony Hopkins, Donald Sutherland), Sagengestalten (Rolf Henniger als "König Gunther" in "Die Nibelungen"), komischen Rollen bzw. Rollen in komischen Filmen (ich denke an "Top Secret" oder "Superman III"), dem kühl-klugen "Enterprise"-"Captain Picard", ... Auch Sprecherbesetzungen sind natürlich Geschmackssache; doch auch wenn Schult nicht immer "ideal" besetzt gewesen sein mag (wer war das schon?), hat er doch immer "ideal" gesprochen: den Rollen und Darstellern (und dem eigenen Können) gerecht werdend bzw. entsprechend und sie stimmlich "auszeichnend" - und irgendwie dann doch immer und zu jedem (bzw. zu jeder Rolle) passend!"
Preisübergabe an Rolf Schult am 18. Mai 2008 in Horhausen
Rolf Schult empfing Helen Krüger und Forumsleiter Tobias Becker in seinem Haus im Westerwald, wo er mit "Fee", einer ehemaligen Flüchtlingshündin lebt. Schult erzählte während eines mehrstündigen Gesprächs von seiner Marine - Grundausbildung, seinem Militäreinsatz als Luftwaffenhelfer und Erdarbeiter und der Zeit in Gefangenschaft. Als er nach Hannover kam, wurde er zunächst Direktor am dortigen Theater. Erst im Anschluss daran absolvierte er seine Schauspielausbildung. Schult erinnerte sich, wie er vor dem Schulleiter stand und dieser von ihm wissen wollte, in welches Semester er einzusteigen wünsche. Jetzt ist Mut gefragt, dachte er sich und antwortete: "Ins letzte!"
Nach seiner Ausbildung in Hannover ging Schult nach Schleswig ans Theater, wo er auch seine inzwischen verstorbene Frau kennenlernte. Dort spielte er während eines Zeitraums von siebeneinhalb Monaten 13 (!) verschiedene Rollen.
Es folgten Engagements im Ruhrgebiet, u.a. in Recklinghausen, Gelsenkirchen und Bochum. Schult erzählte, das Bochumer Publikum sei so überzeugt von seiner Darstellung als "geiziger Molière" gewesen, dass es ihm Geldscheine auf die Bühne warf.
1963 zog Schult mit seiner Frau schließlich nach Berlin und spielte dort bis zum Jahr 1984 am Schillertheater. 1970 wurde er zum Berliner Staatsschauspieler ernannt. Schult erinnerte sich im Besonderen an die Aufführung von "Wer hat Angst vor Virginia Woolf". Am 22. November 1963 wurde das Ensemble während der Pause darüber in Kenntnis gesetzt, dass der US-Präsident John F. Kennedy soeben Opfer eines Attentats geworden war. Man hielt daraufhin eine Ansprache vor den Theatergästen und stellte es ihnen frei, nach Hause zu gehen oder die Vorstellung zuendezuführen. Daraufhin verließ das gesamte Publikum schweigend den Saal. Auf seinem Weg nach Hause von Steglitz nach Charlottenburg sah Schult in jedem Fenster eine brennende Kerze stehen.
Auf seine Umbesetzung in "Von Löwen und Lämmern" angesprochen, betonte Schult, er sei nicht bereit gewesen, einen 21 - seitigen, ehrenrührigen Vertrag zu unterzeichnen, mit dem er sämtliche Rechte abtrete. "Wenn ich diesen Vertrag unterschreibe, verlange ich eine Gage von 50.000 Euro. Da sind die natürlich vom Stuhl gefallen." sagte Schult, der sich auch sonst einen sehr trockenen Humor bewahrt hat und uns mehrmals laut zum lachen brachte.
Der inzwischen 81 jährige möchte nicht mehr zurück ins Synchronatelier und wird demnach auch für Robert Redford zukünftig nicht mehr zur Verfügung stehen.
16. Lebenswerk Synchronschauspielerin
BETTINA SCHÖN ( 45,8%)
Foto: Elisabeth von Glasenapp
"Sie galt neben Eva Pflug als die Standard-Stimme für die große Schauspielerin Anne Bancroft. Als Stimme für Maggie Smith's Rolle als Prof. Minerva McGonagall, war sie dem jüngeren Publikum in den ersten 3 Teilen der Harry Potter Saga eine nicht wegzudenkende Sprecherin. Auch durfte sie der großen Elisabeth Taylor ihre Stimme leihen. In TV-Serien konnte man sie als Mutter Olivia Walton, in der gleichnamigen Serien hören und in ihre letzte bekannte TV-Rolle war die Großmutter der "mächtigen Drei" aus "Charmed - Zauberhafte Hexen". Bettina Schön zog sich 2004 aus der Szene und wird den meisten Fans unvergessen bleiben."
„Schade, daß sie sich zurückgezogen hat, denn sie hat es geschafft, ihre Rollen nicht eindimensional klingen zu lassen, sondern ihn einen gewissen Pepp, eine gewisse Schärfe, einen gewissen Humor zu verleihen. Dafür hat sie verdient, daß man sie ehrt!"
"Nachdem diese "große alte Dame" der deutschen Synchronisation - mit der "charaktervollen" Stimme zwischen "streng" und "sanft", "hart" und "herzlich" - nun (leider) in den "Ruhe(!)stand" getreten ist, ist es an der Zeit, ihr "synchronsprecherisches" Lebenswerk mit dem Fan-Preis zu würdigen. Bettina Schöns Stimme: klar, markant, charaktervoll - schön! "Nobel" und "streng", "konturiert" und "weich", "seriös" und "intellektuell" - die "eisenharte" Offizierin (Jean Simmons in "Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert") ebenso wie die "verständnisvolle" Mutter (Jean Simmons in "Fackeln im Sturm"). Vielfältig (bzw. vielfältig besetzbar) und unverkennbar, die Sprechweise von einer Art "hochdeutschen Adligkeit" geprägt, die die Worte deutlich, vollständig und doch "lebendig" erklingen lässt."
Preisübergabe an Bettina Schön am 02. Mai 2008 in Berlin
Elisabeth von Glasenapp hatte das große Vergnügen, Bettina Schön ihre Auszeichnung persönlich in ihrem Hause überreichen zu dürfen. Frau Schön rief sich ihre Synchronrollen - z.B. für Maggie Smith und Ellen Burstyn - in Erinnerung, wie sie bei "Olympia" gegen ihren Typ besetzt wurde und wie sie sich im Laufe der Jahre größere Rollen erarbeitet hat. In "Die Göttlichen Geheimnisse der YaYa Schwestern" mit Ellen Burstyn und Maggie Smith musste sie Ellen Burstyn notgedrungen abgeben.
Seit 1949 arbeitete Frau Schön gelegentlich als Sprecherin beim Synchron. Dabei musste sie sich den wechselnden Arbeitsbedingungen anpassen. Während die Takes in der Anfangsphase noch ziemlich lange waren, setzte sich in den letzten Jahren das X-en durch, bei dem der Regisseur durch Regieangaben die fehlenden Vorgaben durch den Partner ersetzen musste. Auf ihre Entscheidung für die Schauspielerei angesprochen erzählte Frau Schön, wie sie durch einen Lehrer in der Schule bestärkt und durch die Theaterbegeisterung ihrer Mutter infiziert, sich gegen den Willen des Vaters, der in der bekannten Berliner Straße "Unter den Linden" ein Café betrieb, beim Hebbeltheater vorstellte und mit Statisterie ihren Lebensunterhalt verdiente. Als sie ihren ersten Ehemann kennenlernte, ging sie für sechs Jahre nach Argentinien, wo sie an der "Freien deutschen Bühne" - einer Emigrantenbühne - spielte. Nach dem Ende ihrer Ehe kehrte sie in ihre Heimatstadt zurück, wo sie dank alter Kollegen schnell wieder am Theater Fuß fasste. Während ihr zweiter Ehemann Helmut Wildt am Schillertheater fest angestellt war, entschied sie sich, auf eine Theaterkarriere zu verzichten, da sie primär Angebote an Theatern außerhalb Berlins erhielt. So konzentrierte sie sich auf die Synchronarbeit, wobei ihre regelmäßige Besetzung auf Mutterrollen durch „Die Waltons“ eingeleitet wurde. Hier lernte sie auch Ulrich Matthes kennen, der heute zu den ganz Großen auf deutschen Theaterbühnen zählt.
Über die Auszeichnung für das „Lebenswerk“ hat Frau Schön sich sehr gefreut, denn dass sie mit ihrer Tätigkeit so viele Menschen erreicht, war ihr nicht bewusst. Auch wenn sie sich aus Rücksicht auf ihren pflegebedürftigen und mittlerweile verstorbenen Ehemann von der Synchronarbeit zurückgezogen hat, pflegt sie heute noch regen Kontakt zu ehemaligen Kollegen, wie den Riedels und Thomas Keck oder Uta Hallant.
17. Synchronschauspieler - in memoriam
RANDOLPH KRONBERG ( 42,9 %)
( 23.09.1942 - 02.03.2007 )
"Im Jahr 2007 starb einer der bemerkenswertesten Synchronsprecher überhaupt. Er hatte vom zuckersüßen oder zumindest betont schneidigen Jungstar (z.B. Arthur Pierson „Fra Diavolo“ mit Stan Laurel & Oliver Hardy oder für Errol Flynn in „Land der Gottlosen“) über seine Stammsprechertätigkeit für den meist gepflegt, wenn auch vielseitig auftretenden William Hurt bis hin zu Wirren, Irren und Psychopathen (z.B. Andrew Robinson in „Kojak“ oder Ed Harris in „Im Sumpf des Verbrechens“) eine erstaunliche Bandbreite.
Als Sprecher von Eddie Murphy ist er in jedem Fall unsterblich und brachte dabei im Grunde sogar Opfer für alle Filmfans, weil er von Murphys Rollen selbst nicht allzu viel gehalten haben soll. Der Qualität seiner Arbeiten für Murphy tat dies keinen Abbruch. Hauptrollen in den auffällig langlebigen Serien „Law & Order“ und „Hawaii 5-0“ tragen weiterhin dazu bei, dass dieser Sprecher Freude in viele Haushalte gebracht hat, bringt und immer weiter bringen wird. In meinen Augen war Randolf Kronberg einer der stimmlich und schauspielerisch am allerwenigsten kategorisierbaren Synchronsprecher. Auch unter denen, die das Synchrongeschäft wirklich wesentlich geprägt haben."
"Seine Stimme wird uns, vor allem auf seine Stammrollen, besonders fehlen."
"Im März 2007 ist ein toller Synchronschauspieler viel zu früh von uns gegangen. Für uns wird er immer vor allem als Stimme von Eddie Murphy in Erinnerung bleiben, auf dem er zwar anders als das Original, aber trotzdem in seinem eigenen Stil treffend klang."
"Der Mann mit der schönen männlich-markanten „Synchronstimme“ hinterlässt eine nicht zu füllende „akustische“ Lücke. Für unzählige Schauspieler war er „der“ oder zumindest „ein“ Sprecher (z. B. Bryan Brown, Richard Chamberlain, Chevy Chase, Ed Harris, Terence Stamp), vom jungen Helden bis zur Vaterfigur. Er war „kernig“ (z. B. Robert Foxworth [„Falcon Crest“ u. a.]), „sensibel“ (z. B. William Hurt [„Gottes vergessene Kinder“ u. a.] - der mit Kronberg seinen „Idealsprecher“ verloren hat), „überdreht“ (Eddie Murphy – eine der erfolgreichsten und „stimmbandartistischsten“ Fehlbesetzungen …) – und immer ausdrucksstark. In Kino- und TV-Filmen sowie in wohl fast jeder vor allem in den 1980ern in Münchensynchronisierten Fernsehserie war Kronberg – unverkennbar – zu hören, unzählige Male in Titel-, Haupt- und „Co“-Hauptrollen: in Western (z. B. Pernell Roberts in „Bonanza“, Steve McQueen in „Der Kopfgeldjäger“), Soaps (z. B. Robert Foxworth in „Falcon Crest“, Kevin Dobson in „Unter der Sonne Kaliforniens“), Familienserien (z. B. Michael Landon in „Ein Engel auf Erden“ und „Unsere kleine Farm“), Science Fiction (z. B. Robert Hays in „Der Mann vom anderen Stern“, DeForest Kelley in „Star Trek“), Krimi (z. B. gleich zwei der „Eurocops“) … Randolf Kronbergs „synchronsprecherisches“ Wirken: ein jahrzehntelanger Hörgenuss!"
18. Synchronschauspielerin - in memoriam
EVELYN MARON ( 76,2%)
( 02.09.1943 - 16.07.2007 )
"Eine der vielseitigsten und wandlungsfähigsten Synchronschauspielerinnen und ließ ihre Darstellerinnen immer erotisch wirken."
"Sie war eine der wundervollsten deutschen Frauenstimmen und es wird sehr schwer die große Lücke zu füllen, die sie hinterlassen hat."
"Kaum eine Frau konnte so verführerisch ins Mikro hauchen, wie sie: Evelyn Maron. Für deutsche Filmfans ist sie untrennbar mit Kim Basinger verbunden, deren Performance sie stets mit ihrer verführerischen und nie aufdringlichen Stimme bereicherte. Sei es nun in "Batman" oder "9 1/2 Wochen" - sie passte immer perfekt zu Basinger. Aber auch anderen Stars wie Ornella Muti oder Andie MacDowell verhalf sie zu stets zu einem überzeugenden und vor allem unterhaltsamen Ergebnis, in dem immer ein Hauch Erotik in der Stimme mitschwingt."
"Eine Frau, die so grandios und vielseitig war und ihren Figuren Charme und Lebendigkeit verlieh und die viel zu früh von uns gehen musste..."
"Von „jung-sexy“ bis „reif-erotisch“: Evelyn Marons Stimme ist Teil der deutschen Kino- und TV-Synchronisationen-Geschichte und hat „ihren“ Schauspielerinnen, für die sie eigentlich immer ein Gewinn war und ist, stets ein gewisses akustisches Etwas verliehen - ohne sich von den Darstellerinnen zu „lösen“ und zum „unsynchronen Selbstzweck“ zu werden -, das Generationen von Zuschauern bzw. -hörern begleitet hat und das man bewusst genießt. Kurz: Maron war eine der „Großen“ der (west)deutschen „Synchronisationsgeschichte“! Die Schauspielerinnen, denen sie die (Fest-)Stimme lieh? Es sind viele, es sind bekannte, und Marons Stimme passte auffallend häufig auffallend gut! Diese Stimme, die sowohl sexy-erotisch als auch „geerdet“ klingen konnte; angenehm, „ohrgängig“, vielbesetzt, wichtig."
"Evelyn Maron hat ihre freundliche und sympathische Stimme vielen Stars wie Kim Basinger, Ornella Muti, Andie MacDowell, Greta Scacchi, Nastassja Kinski u.v.a geliehen. Daher bleibt sie in großartigen Filmen nach wie vor zu hören. Durch ihre Vielseitigkeit vom Komischen, Dramatischen, Erotischen und Ironischen bis hin zur TV-Serien-Synchronstimmen (z.B. in „Dallas“ u. „Denver-Clan“) war sie sehr gefragt und scheint unersetzlich. Ganz hervorragend war sie für Sabine Azéma in Smoking/No Smoking 1993 – in fünf Rollen), Das Leben ist ein Chanson (1997) u.a. Sie wirkte immer lebhaft, glaubwürdig, engagiert und mit ganzem Herzen bei der Arbeit. Evelyn Maron war meine Lieblingssynchronschauspielerin und hat uns viel zu früh verlassen.
(Mir bleibt sie außerdem unvergessen, weil sie 1989 für drei verschiedene Rollen in einem Film von mir meinen Text eingespielt hat.)."
„Viel zu früh von uns gegangen. Eine schöne Stimme und eine begabte Sprecherin. Ein echter Verlust!“
"Erst bei der Recherche zu dieser Kategorie habe ich von ihrem Tod erfahren ... bin schockiert, und schließe mich den sicherlich bereits dutzendfach erfolgten Nominierungen an."