Die Gewinner der Silhouette 2009

 

1. Synchronschauspieler Film

SIMON JÄGER für Heath Ledger in "The Dark Knight": 75.68%

Foto: Helen Krüger 

Preisübergabe an Simon Jäger am 29.4.2009 im "Engelbecken" (HK)

Simon Jäger, der sich wenige Tage zuvor bei einem Radunfall mehrere Prellungen zugezogen hatte, unterbrach anlässlich der Preisübergabe die Hörbuchaufnahmen zu John Katzenbachs aktuellem Roman „Die Rache“ in Oliver Rohrbecks Hörspielstudio Xberg.

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass Verantwortliche im Vorfeld Zweifel an seinem Potenzial auf der Figur des Jokers hegten und eine Umbesetzung anstrebten, freute sich Simon Jäger vor allem auch deshalb über die Auszeichnung, weil es die physisch anstrengendste Rolle war, die er jemals zu bewältigen hatte. „Ich war fertig, wenn ich abends nach Hause kam.“ erinnert er sich. Um das Klangbild des Originals bestmöglich herstellen zu können, klebte sich Jäger Gaffer Tape auf seine Mundwinkel und zog sie auf diese Weise nach hinten. Zudem legte er sich Lutschbonbons zwischen Wange und Untergebiss. Als ihm nach kurzer Zeit die Zähne wehtaten, ersetzte er die Bonbons durch Kirschkerne und empfiehlt diese Methode allen Kollegen in ähnlicher Situation.

Von Ledgers Tod erfuhr Simon Jäger durch einen Telefonanruf auf der Autobahn, unmittelbar nach der Pressemeldung. Er sei schockiert gewesen, sah er in dem jungen Australier doch einen der größten und vielversprechendsten Schauspieler seiner Generation. „Seine Art zu spielen kam der meinen sehr nahe.“ erzählt Jäger, der Ledger unter all seinen Stammdarstellern am stärksten favorisiert hat. Unter psychologischen Gesichtspunkten habe es ihm während der Synchronarbeiten geholfen, dass Heath Ledger in seiner Rolle maskiert und kaum als der Mensch zu erkennen war, dem er seit Jahren seine Stimme geliehen hatte.  In den Tagen nach Ledgers Tod sowie nach seiner im Februar 2009 erfolgten Oscarauszeichnung posthum erhielt Simon Jäger mehrere Interviewanfragen von Radiostationen, welchen er auch zum Teil nachkam.
Sonst jedoch bewegt sich der gefragte Sprecher, der in seiner frühen Jugend von Schauspielgrößen wie Arnold Marquis und Gerd Duwner lernte und am Tag bis zu 40 Anrufe erhält, bevorzugt im Hintergrund und legt höchsten Wert auf ein geschütztes Privatleben. „Mich über „meine“ Stars zu definieren liegt mir vollkommen fern. Ich sehne mich nicht nach Popularität und Öffentlichkeit, auch wenn ich es aufgrund der unmittelbaren Zuhörerreaktionen natürlich schätze, im Rahmen von Lesungen hin und wieder vor Publikum aufzutreten.“ verleiht Jäger seiner Berufseinstellung Ausdruck.  Um zur Ruhe zu kommen – und diese sei ihm außerordentlich wichtig - reise er gern mit seinem Hund in stille Gegenden Frankreichs und schalte über einen Zeitraum von mehreren Wochen sein Handy aus. Der Musikliebhaber, der selbst Gitarre und Schlagzeug spielt, ist neben der Synchronisation vor allem auf dem Hörbuchmarkt etabliert und möchte sich auch zukünftig verstärkt auf diesen Sektor konzentrieren. Aus seinen bislang erschienenen Werken zählt die Vertonung des Jugendbuchs „Barnaby Grimes: Die Rache des Werwolfs“ zu seinen persönlichen Favoriten. Zur Zeit ist er u.a. mit der Hörbuchproduktion des neuen Fitzek Thrillers "Splitter" sowie der von Ivar Leon Menger produzierten Hörspielreihe "Plan B" beschäftigt, in der er die Hauptrolle spielt. Wenn Simon Jäger heute auf seine Serienauftritte aus früher Jugend zurückblickt, wundert es ihn hingegen überhaupt nicht, dass aus seiner Fernsehkarriere nichts geworden ist ;-)

2. Synchronschauspielerin Film

ARIANNE BORBACH für Marcia Gay Harden in "Der Nebel": 40,63%

Foto: Elisabeth von Glasenapp

Preisübergabe an Arianne Borbach am 28.4.2009 ( EvG, HK )

Arianne Borbach, die in Begleitung ihres Mannes und ihrer Hütehündin Mari erschien, sammelte schon als Kind erste Theatererfahrungen. Von 1981 - 1985 besuchte die gelernte Elektromechanikerin die Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch und war im Anschluss daran sieben Jahre am "Theater der Freundschaft" engagiert. Nachdem 1992 eine für den MDR geplante "Polizeiruf 110" - Serie nach der ersten und einzigen Folge "Und du bist tot" mit Arianne Borbach als Kommissarin eingestellt wurde, nahm die Synchronarbeit Anfang der 1990er Jahre einen besonders großen Raum ein. Da aufgrund weitreichender Veränderungen eine Rückkehr zum Theater nicht möglich schien, stand sie für Serien wie "General Hospital" und "Califonia Clan" oft bis zu 12 Stunden im Synchronatelier. Frau Borbach erinnert sich, dem Autor und Regisseur Ulrich Johannsson während der Synchronarbeiten von „Raumschiff Voyager“ für seine Hilfe bei den oft unverständlichen oder klingonischen Dialogen dankbar gewesen zu sein.
 
Nach ihrer Lieblingsschauspielerin gefragt, führt Frau Borbach Diane Lane an, da diese besonders uneitel sei. An die Aufnahmen für „Untraceable“ denke sie sehr, sehr gern zurück, da dieser Film der letzte Auftrag der Firma R.C. Production unter der Leitung von Rasema Cibic war und sich viele etablierte Kollegen aus Dankbarkeit für ihre besondere Fairness umsonst für die Menge zur Verfügung stellten. Neben Lane schätzt Frau Borbach auch Cate Blanchett sehr, vor allem ihre Vielseitigkeit, die sie nicht zuletzt auf deren Theatererfahrung zurückführt. Im Rahmen der Aufnahmen zu "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" wurde ihre Arbeit nicht nur wegen des russischen Akzents, sondern vor allem wegen der extremen Sicherheitsvorkehrungen bei der Synchronisation erschwert. Bei großen Blockbustern ist es heutzutage üblich, dass der Film nahezu vollkommen geschwärzt oder mit unzähligen Schutzmarken völlig unkenntlich gemacht ist und niemand Informationen zum Inhalt der Produktion erhält. Für die Vorbereitung auf besonders schwierige Textpassagen war es ihr nicht einmal erlaubt, diese mit nach Hause zu nehmen. Ungewöhnlicher war nur ihre Synchronarbeit für Cate Blanchett in „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ unter der Regie von Marianne Gross. Hier wurde eigens ein Bett im Atelier aufgebaut, damit Frau Borbach ihre Rolle als bettlägerige, sterbende Frau unter vergleichbaren Bedingungen wie ihre australische Kollegin spielen konnte. Im Hinblick auf "Button" Star Brad Pitt erinnert sich Frau Borbach an die Filmpremiere von "Ocean´s Twelve", zu der sie damals geladen war und sich dem Charisma des Schauspielers nicht entziehen konnte. „Hast Du diesen Gang gesehen?“ raunte sie der ebenfalls anwesenden Daniela Hoffmann ins Ohr.
 
Eine Erfahrung der unerfreulicheren Art war vor einigen Jahren hingegen ein Auftrag in einem Studio bei Frankfurt, deren Aufnahmebedingungen fern der üblichen Standards waren. Wegen ähnlich inakzeptabler Bedingungen hatte Frau Borbach nach einer ursprünglichen Zusage für einem älteren Catherine-Zeta-Jones-Film einem Synchronstudio in Hannover, in dem bekanntermaßen Schnitt, Ton und Regie in der Hand eines einzigen Mannes liegen, Ende letzten Jahres eine Absage erteilt, zu Recht, wie sie wenige Wochen später feststellen musste, als sie die deutsche Synchronisation im Flugzeug zu hören bekam. Frau Borbach könnte sich vorstellen, ebenfalls einmal Dialogregie zu führen. Besondere Freude bereiten ihr neben der Synchronisation aber vor allem Hörspiele und Hörbücher, speziell dämonische Rollen und Produktionen der Titania Medien, da man dort mit besonders viel Liebe zur Arbeit tätig sei.
 

3. Synchronschauspieler Serie

NORBERT GASTELL für Homer Simpson in "Die Simpsons" : 52,94%

 

Foto: Helen Krüger

Preisübergabe an Norbert Gastell am 23. Mai 2009 in seinem Haus in München ( HK, TB )

Norbert Gastell zeigte Mitleid mit den seit dem frühen Morgen umherirrenden und dehydrierten Organisatoren und ließ es sich nicht nehmen, sie in einem BMW Cabrio abzuholen und mehrere Stunden in seinem traumhaft gelegenen Haus zu bewirten. Gemeinsam mit seiner Frau, der Schauspielerin Karin Heym, bewies er eine ungeheure Gastfreundschaft und überraschte die Besucher mit seiner Trinkfestigkeit und einer für sein Alter bemerkenswerten Vitalität. "Schreiben sie bitte auf, dass mein Mann ein ewiger Säufer ist!" gab Frau Heym der Protokollantin zu verstehen. "Und ein ekelhafter Hysteriker, wenn seine Stimme durch eine Erkältung bedroht wird!" "Wer meine Frau kennt, bewundert mich!" konterte der fast 80jährige mit einem süffisanten Lächeln und schenkte sich direkt die nächste Whiskey Cola ein. Der Hobbybastler, der die gesamte Inneneinrichtung seines Hauses selbst gebaut hat und sich auch gern als Koch übt, hat in 38 Jahren der Zweisamkeit wahrhaftig keinen Funken seines Humors verloren.

Der Gedanke, Schauspieler zu werden kam ihm, als er nach dem Krieg auf einer Litfasssäule das Werbeplakat einer Schauspielschule entdeckte. 1950 erhielt er sein erstes Theaterengagement in Tübingen und war u.a. in Inszenierungen wie *Pygmalion* oder *Othello* zu sehen. 1956 zog er nach München, wo er neben Auftritten am Volkstheater, im Bayrischen Staatsschauspiel und der "Kleinen Komödie" auch seine erste Synchronrolle übernahm, die zugleich eine Hauptrolle war. "Ich musste einen Deutschen ins Schwäbische übertragen!" erinnert sich Gastell. "Es hätte keinen besseren Einstieg  geben können ..." In den 1970er und 1980er Jahren war er als Schauspieler und Sprecher rund um die Uhr beschäftigt und nach eigenen Aussagen kaum zuhause. Er spielte Theater, probte und war im Bereich der Werbung, des Hörfunks und der Synchronisation tätig. "Für die "Spanische Stunde" eines Radiosenders musste ich einmal ein zwei Seiten langes spanisches Gedicht vorlesen." erzählt der Besitzer zweier Perserkatzen. "Weil ich bis zu meinem 9. Lebensjahr in Buenos Aires gelebt habe, glaubte man wohl, ich sei der richtige Kandidat dafür. Tatsache war jedoch, dass ich kein einziges Wort von dem verstanden habe, was da auf dem Zettel stand und hinterher leichenweiß aus dem Studio getaumelt bin. Meine Frau fragte, was mit mir los sei und ich antwortete nur ´Ich habe etwas Furchtbares getan. Jetzt ist alles vorbei.´"

In der seit mittlerweile 20 Jahren ausgestrahlten Zeichentrickserie "Die Simpsons" war Gastell zunächst für die Rolle des Rektors vorgesehen. Erst nachdem ein Kollege die Rolle von Homer Simpson abgelehnt hatte, wurde sie dem damals 60jährigen zugesprochen. Gastell gibt zu, niemals damit gerechnet zu haben, dass sich diese Serie über einen so langen Zeitraum halten werde. Bis zum heutigen Tag erreichen ihn zahlreiche Fanbriefe, auch aus Dänemark. "Einmal rief mich nachts um zwei Uhr ein Betrunkener an." erinnert er sich. "Ich habe heute Geburtstag, lallte er. Und ich wünsche mir nichts mehr, als einmal mit Homer zu sprechen. Den Gefallen habe ich ihm getan." Lachen musste er allerdings auch über die Zuschrift eines 12jährigen Mädchens, das ihm zu verstehen gab: "Hallo Homie, ich muss dir sagen, mein Papa wird dir immer ähnlicher!"

Vor kurzem hat der seit 50 Jahren mit Helmut Käfer befreundete Norbert Gastell ohne Gage die Aufnahmen zu einem Rundfunk - Wahlwerbespot beendet, in dem er junge Leute dazu animieren möchte, sich an der kommenden Europawahl zu beteiligen.



4. Synchronschauspielerin Serie

KARIN BUCHHOLZ für Allison Janney in "The West Wing": 42.86%

Foto: Elisabeth von Glasenapp

Preisübergabe an Karin Buchholz am 23.4. im Café Pariserstraße ( EvG, HK )

Frau Buchholz war positiv überrascht, für ihre Rolle in "The West Wing" ausgezeichnet zu werden, vermutete sie doch, die Serie erreiche aufgrund ihrer Ausstrahlung in einem Pay TV Sender kein breites Publikum. Sie hielt ihren Sieg zunächst für einen Scherz und realisierte ihn erst, als ihr das Synchron - Team Glückwünsche aussprach und ihren Gewinn bestätigte. Frau Buchholz betont, große Bewunderung für Allison Janney zu empfinden, die komplexe und tiefgründige Dialoge in hoher Geschwindigkeit zu bewältigen habe. Die deutsche Umsetzung erfordere hohe Konzentration. Die ausgebildete Schauspielerin, die während der vergangenen Jahrzehnte Theater gespielt sowie in Hörspielen, Film und Fernsehen mitgewirkt hat, bezeichnet die Synchronisation als "Schiene ihres Lebens". Sie erlaube ihr, in eine unglaubliche Vielfalt an Rollen zu schlüpfen. Ihr ganzes Können erforderte beispielsweise die Synchronisation ihrer favorisierten Schauspielerin Jessica Lange in "Rob Roy" ( unter der Regie von Dr. Nowka ), in der Langes Stimme nach einer Vergewaltigung um mehrere Oktaven "abgestürzt" war. Auch die Rolle von Jamie Lee Curtis in "Freaky Friday" ist ihr in guter Erinnerung geblieben. Neben Lange gehört Helen Mirren, für die sie zuletzt in der Verfilmung von "Tintenherz" besetzt wurde, zu ihren bevorzugten Charakterdarstellerinnen. Im Rahmen der diesjährigen Berliner Filmfestspiele bot sich Frau Buchholz indes die Möglichkeit, Tilda Swinton persönlich kennenzulernen. "Sie war entzückend!" berichtet sie. Frau Buchholz, die über einen Zeitraum von 35 Jahren Yorkshire Terrier hielt und diese zu den Aufnahmen gern mit ins Studio nahm, kritisiert, dass eine fundierte Schauspielausbildung heute nicht mehr zur Synchronisation erforderlich und die Defizite leider in mancherlei Produktionen zu hören seien. Sie nennt Klaus Maria Brandauer als ihren Lieblingsschauspieler und mag Männer mit hohen Fistel - und Falsettstimmen. Die einzigen Sendungen, die der Fan von Heidi Klum noch regelmäßig im Fernsehen verfolgt, sind "Germanys next Topmodel" und "In aller Freundschaft". Zur Zeit führt Frau Buchholz für RTL 2 Regie zu "Anne auf Green Gables" nach der Vorlage von Lucy Maud Montgomery.



5. Dialogbuch Film

KLAUS BICKERT für "The Dark Knight": 67.65%


Foto: Klaus Bickert

Preisübergabe an Klaus Bickert am 27.4.2009 im Café Ferdinand ( EvG, HK )

Klaus Bickert war angesichts seiner Auszeichnung für das beste Dialogbuch ausgesprochen gerührt und bedankte sich viele Male bei den Organisatoren und allen Teilnehmern, die für ihn abgestimmt haben. Der angenehm bescheiden wirkende Synchronautor mit den auffallend blauen Augen entdeckte bereits in früher Jugend seine Affinität zur Synchronisation, die mit einem Interesse für Stimmen und Texte einherging. Nach seinem Abitur erlernte Bickert zunächst den Beruf des Cutters und war sieben Jahre lang bei der Arena Synchron beschäftigt, bevor er ein Studium der Gesellschafts - und Wirtschaftskommunikation an der Berliner "Hochschule der Künste" begann. Parallel war er als freier Cutter und Texter tätig. Im Laufe der Jahre konzentrierte er sich dann vollends auf die Verfassung deutscher Dialogbücher.

Klaus Bickert legt großen Wert auf eigene Recherche. Als gutes Beispiel diente ein Zitat eines Gedichtes von Henry Wadsworth Longfellow (1807- 1882) in Spider-Man 2. Zwar konnte man
verschiedene Übersetzungen im Internet recherchieren, doch förderte die Recherche auch zutage, dass besonders ein Übersetzer der Werke von Longfellow persönlich mit diesem bekannt war und von Longfellow als besonders einfühlsamer Übersetzer seiner Kunst gelobt worden war. "Ich wollte dann doch gern genau diese Übersetzung finden, weil sie letztlich vom Urheber `abgesegnet `war und bin dafür dann nochmal in eine Abteilung der Staatsbibliothek gegangen, um sie dort einzusehen".

Die Begeisterung aus früheren Zeiten für seine Helden wie "Batman" und "Spider-Man" hat sich der Schreiber aus Norddeutschland bis heute erhalten. Und auch, als er den ersten Trailer zu "Sin City" sah, wußte er gleich: "Den will ich unbedingt bearbeiten." Er bezeichnet sich als "Überzeugungstäter" , versteht das Texten aber nicht als "Ein - Mann - Betrieb", sondern ist offen und dankbar für gute Teamarbeit. Eine kreative Buchbesprechung und kompetente Supervisor weiß er ebenso zu schätzen wie die Arbeit der eigenen ehemaligen Zunft. "Was in der Betrachtung von außen immer zu kurz kommt sind die Arbeiten der Cutterinnen und der Tonleute. In "About Schmidt" hat unser Tonmeister Gunnar Schlafmann dem Joachim Kerzel für die Hochzeits- Szene, in der Jack Nicholson eine Ansprache hält, auch so ein Mikro wie im Film in die Hand gedrückt, damit Herr Kerzel seine Ausatmer ebenso schön mitten ins Mikro schnaufen konnte. Das klingt einfach super. Und wenn Cutterinnen wie Ulli Beyer bei den beiden Batman- Filmen nicht so genial aufnehmen und schneiden würden, wäre auch alle vorangegangene Mühe für die Katz gewesen. Man muss um der Sache Willen arbeiten. Dann wird´s von ganz allein Teamarbeit."



6. Dialogbuch Serie

MICHAEL BRENNICKE und CARINA KRAUSE für "Battlestar Galactica": 39.29%

      

Beide Fotos: Helen Krüger

Preisübergabe an Michael Brennicke und Carina Krause am 23.5. im Kaisergarten in München (HK, TB)

Michael Brennicke und Carina Krause bewiesen viel Geduld, als sie auf die Organisatoren warten mussten, die nach einer siebenstündigen Fahrt den Überblick in der durch Demonstrationen gesperrten Stadt München verloren hatten und mit letzter Kraft am Kaisergarten eintrafen.

Der durch die Bearbeitung von "Stargate Atlantis" bereits *Science Fiction* erprobte Brennicke, der diese Serie im Übrigen sehr mochte und ihre Einstellung bedauert, gesteht, dass er zu Beginn der "Battlestar Galactica" Folgen eine gewisse Eingewöhnungszeit benötigte. "Ich mag diese "nahe" und zusammenhängende Art, mit der dieses Serial erzählt wird, doch ist es eine Produktion, auf die man sich einlassen muss. In jedem Fall ist "Battlestar Galactica" aber etwas Besonderes, etwas Eigenes." Während er die Serie als Autor zunächst nahezu allein bestritt, übernahm in der letzten Staffel hauptsächlich Carina Krause die Verfassung der deutschen Dialogbücher. Die Synchronautorin und Fotografin, die in Paris und London studiert hat und neben fließendem Englisch und Französisch auch Grundkenntnisse der spanischen Sprache vorweisen kann, war mit dem Science Ficiton Genre zunächst nicht vertraut. Im Laufe der Zeit habe sie jedoch einen Bezug zu dieser Serie entwickelt. "Es gibt eine Anekdote, die den meisten Fans hierzulande wahrscheinlich gar nicht bewusst ist." verrät sie. " Die Produzenten hatten den Ausstattern aufgetragen "to cut corners", also zu sparen, was jedoch wörtlich übersetzt hieße "die Ecken abzuschneiden". Die Ausstatter haben sich einen Spaß erlaubt und es tatsächlich wörtlich genommen. Deshalb sind alle Fotos, Bücher u.ä. achteckig, bis hin zu Colonel Tighs Augenklappe." Sie bezeichnet Brennicke, der bevorzugt in seinem Keller textet, als "superschnell" und "professionell".

Michael Brennicke, der bereits während seiner Schulzeit privaten Schauspielunterricht bei Adolf Ziegler erhielt, spielte in den 1970er Jahren in mehreren Film - und Fernsehproduktionen mit, bevor er sich mit Beginn der 1980er Jahre auf die Synchronisation konzentrierte. Es war Dustin Hoffman selbst, der sich damals für die Besetzung von Brennicke in der Komödie "Tootsie" entschieden hatte, in der ein arbeitsloser Schauspieler in eine Frauenrolle schlüpft, um endlich wieder Engagements zu bekommen. Brennicke erinnert sich, dass er zuerst alle "männlichen" und im Anschluss alle "weiblichen" Szenen zu synchronisieren hatte. Den Film schaue er sich auch heute noch gerne an. Als Synchronautor begann er unter den Fittichen von John Pauls - Harding, bei dem er ein Jahr lang im Schneideraum saß. "Zu Beginn haben wir gemeinsam getextet, doch schon recht bald übernahm ich die Dialogbücher allein. Während des o.g. Zeitraums müssten es etwa 15 Filme gewesen sein." denkt er zurück. Heute legt Brennicke Wert darauf, Autor und Regisseur in einem zu sein. "Wenn ich das Buch geschrieben habe, möchte ich auch selbst Regie führen und dieses Buch umsetzen." betont er. Der gebürtige Münchener, der seit 1989 zu den Stammsprechern der ZDF Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" gehört, bevorzugt keine spezielle Tätigkeit in seinem Berufsfeld, sondern übt alle gleich gern aus. Als besonderen Erfolg wertet er das Lob des Regisseurs Richard Donner, der sich die deutsche Version seines Films "Maverick" im Kino ansah und aufgrund der Reaktion des Publikums anerkennend feststellte, dass Brennicke in der deutschen Umsetzung alle Pointen gelungen waren.

 

 7. Dialogregie Film

TOBIAS MEISTER für "The Dark Knight": 56,24 % 

Foto: Helen Krüger

Preisübergabe an Tobias Meister am 24. April 2009 in der BSG  ( EvG, HK )

Tobias Meister, der soeben aus Mainz zurückgekehrt war, um dort mehrere Dokumentationen für das ZDF einzusprechen, begrüßte die Organisatoren bei sommerlichen Temperaturen in Flip Flops und Hawaiihemd und nahm sich mehrere Stunden Zeit für ein ausführliches Gespräch.

Vor dem Hintergrund, dass er sich mit Leib und Seele für die Besetzung von Simon Jäger auf Heath Ledger stark gemacht und die Dialogregie mit sehr viel Engagement und Liebe zum Detail geführt hatte, freute er sich sowohl über seinen eigenen Sieg als auch über den Sieg des Kollegen Jäger in der Rolle des Jokers. Meister erinnert sich, dass der Verleih zunächst bestrebt war, eine andere Stimme für Ledger zu casten, ein Verantwortlicher nach ersten Probeaufnahmen mit Simon Jäger jedoch voller Anerkennung aufstand und applaudierte. An den letzten beiden Tagen übernahm David Nathan die Regie, weil bereits die nächste Produktion für den gleichen Verleih drängte.

Tobias Meister, der weit gereist ist und seit 1991 einen Pilotenschein für Ultraleichtflugzeuge besitzt, steht am liebsten selbst vor dem Mikrofon im Atelier, führt aber auch sehr gern Regie. Wenn er textet, legt er großen Wert auf die Hilfe eines Rohübersetzers sowie Ruhe und Abgeschiedenheit während der Arbeitsphase. An der Erzählung von Hörbüchern gefällt dem gefragten Synchronschauspieler hingegen die Möglichkeit, die Figuren selbst kreieren zu können. Im Hinblick auf die Vielzahl seiner ihm angestammten namhaften Schauspieler betont Meister, dass er keinen klaren Favoriten benennen könne, sondern es immer deren individuelle Rollen seien, die er schätze und die ihn im Besonderen herausfordern. So zählt z.B. die Synchronisation von Forest Whitaker in "Der letzte König von Schottland", für die er 2008 mit dem "Deutschen Preis für Synchron" ausgezeichnet wurde, zu seinen persönlichen Höhepunkten. Hier lernte er unter Anleitung einer Sprachberaterin Swahili und erhielt nach Ausstrahlung des Films sogar Lob und Anerkennung von Muttersprachlern. Auch die Rollen von Brad Pitt in "Der seltsame Fall des Benjamin Button" und "Snatch" sowie von Sean Penn in "Milk" sind ihm unter dem künstlerischen Aspekt und aufgrund des Anspruchs an die deutsche Umsetzung in besonderer Erinnerung geblieben. Rückblickend auf die Anfänge seiner Karriere verrät Tarantinofan Meister, er habe sich vor kurzem die DVD Box zur Serie "Peter ist der Boss" gekauft, in der er im Alter von 13 Jahren den besten Freund des Hauptdarstellers spielte. Es seien nostalgische Gefühle in ihm aufgekommen, verbunden mit dem Gedanken: "Eigentlich war ich damals gar nicht mal so schlecht ;o) !"



8. Synchronregie Serie

DR. MICHAEL NOWKA für "Eli Stone": 37.93%


Foto: Elisabeth von Glasenapp

Preisübergabe an Dr. Michael Nowka am 24.4. im Café "el Voltaire" (EvG, HK)

Dr. Michael Nowka, der Wirtschaftswissenschaften an der TU Berlin studiert und zum Thema "Die wissenschaftliche Phänomenologie des Spielfilms als Ware" promoviert hat, war drei Jahre lang Geschäftsführer der Hermes Synchron. Er freute sich über die Auszeichnung für die Dialogregie zur Serie "Eli Stone", die wie er selbst sagt, nach einem starken Auftakt an Dynamik verlor, ins Nachtprogramm verlegt und schließlich abgesetzt wurde. Der Fan englischer Automobile bezeichnet sich als Einzelkämpfer und favorisiert im Synchronbereich die Verfassung deutscher Dialogbücher. Hier, so Dr. Nowka, könne er autonom tätig sein. Er erinnert sich jedoch gern an die Synchronisation zahlreicher Klamottenfilme der 1980er und 1990er Jahre und bedauert, dass Rick Moranis kaum noch in Produktionen mitwirke. Der Neffe der Schauspielerin Grethe Weiser, der in einer Künstler - und Kaufmannsfamilie aufgewachsen ist, arbeitet derzeit an den deutschen Fassungen zu "Ice Age 3", "Madgascar 3" und "Shrek 4". Auf seine Erfahrungen mit den oftmals prominent besetzten Stimmen in Animationsfilmen angesprochen, berichtet Dr. Nowka, dass er angesichts der hervorragenden Zusammenarbeit mit Otto Waalkes in "Ice Age" ausgesprochen positiv überrascht war. Die Gratwanderung, die Zuschauer in der führenden Animationsfigur "Sid" die Stimme des ostfriesischen Komikers erkennen, die "Marke Otto" jedoch nicht Vordergrund des Films werden zu lassen, sei mehr als gelungen und die Vertonung sehr gut umgesetzt worden. Ebenfalls positiv überrascht war Dr. Nowka von Schauspieler Benno Fürmann; zudem schätzt er die Professionalität von Sascha Hehn, den er seit seinem 10. Lebensjahr kennt, sowie Daniel Brühl und Bastian Pastewka. Im Übrigen sieht sich Dr. Nowka selbst gern moderne Animationsfilme an, da deren Geschichten vielschichtig seien und sie die ganze Familie ansprächen.


9. Neuentdeckung des Jahres

TANYA KAHANA für Ellen Page in "Juno": 40.62%

Foto: Elisabeth von Glasenapp

Preisübergabe an Tanya Kahana am 24.4.2009 bei Blackbird Music ( EvG, HK )

Tanya Kahana, die die ersten vier Jahre ihres Lebens in Israel verbracht hat, wurde im Alter von 9 Jahren von ihrer Mutter, einer Übersetzerin und Sprachberaterin für Hebräisch, in die Synchronfirma "Interopa" mitgenommen. Auf Nachfrage lud man sie dort sofort zu einem Probesprechen für die Olsen-Zwillinge in der Serie "Full House" ein, da die vorherige Sprecherin mangels Zeit nicht mehr für die Synchronisation zur Verfügung stand. Tanya wurde die Rolle zugesprochen, "... nicht weil ich die beste war", wie sie sagt, sondern ihre Stimme der Vorgängerin am nächsten kam. Während der eineinhalbjährigen Produktionszeit der amerikanischen Sitcom lernte Tanya viel von Regisseur Jürgen Neu, doch stieg sie erst nach ihrem Abitur intensiv in die Branche ein. Eine klassische Schauspielausbildung hat Tanya nicht absolviert, besuchte aber während eines zweijährigen Aufenthalts in Los Angeles mehrere Workshops. Sie hofft, Ellen Page auch in zukünftigen Filmen synchronisieren zu dürfen, da sie sie für eine sehr talentierte Schauspielerin halte und ihr auch die Rolle in "Juno" sehr gefallen habe. "Ich mochte die jugendlich - frischen Dialoge und auch meinen Kollegen Nicolas Artajo in seiner Rolle als Paulie Bleeker."
Im Anschluss an das Gespräch wurden wir eingeladen, bei der Synchronisation der Serie "Heroes" zuzusehen, in der Tanya die Hauptdarstellerin Hayden Panettiere spricht. Regisseurin Nadine Geist, die auch für Übersetzung und Buch verantwortlich zeichnet und von Tonmeister Dudi Hadach sowie Cutterin Gaby Adjibose unterstützt wurde, zeigte hier sehr viel Engagement und Liebe zum Detail. Zudem war sie sehr kooperativ und offen für die Vorschläge der Sprecher, zu denen an diesem Tag außer Tanya auch Katharina Koschny und Manja Döring zählten. Zum Abschied empfahl sie uns das "Handbuch Synchronisation" von Sabine Pahlke, welches im kommenden Herbst erscheinen soll.
 

 

10. Animation / Zeichentrick

"KÖNIG DER LÖWEN" (46, 6%)



11. Filmklassiker vor 1986

"KRIEG DER STERNE" (42.4%)

 

12. Filmklassiker nach 1986

"EIN FISCH NAMENS WANDA" (59.1%)

 

13. Serienklassiker

"KNIGHT RIDER" (52.6%)



14. Zeichentrickklassiker

"ARIELLE" (Fassung von 1989) (34.2%)



15. Lebenswerk Synchronschauspieler

PEER AUGUSTINSKI (58.8%)

Foto: Helen Krüger

Preisübergabe an Peer Augustinski am 09. Mai 2009 im "Schloss Bensberg" (HK)

Peer Augustinski verdankt Kollege Arne Elsholtz seine erste Rolle für Robin Williams in "Good morning vietnam" und damit den Beginn einer Synchron - Ära, die seit nunmehr 25 Jahren andauert. 69 Personen hatten zu jenem Zeitpunkt bereits erfolglos vorgesprochen, bevor sich Herr Elsholtz mit dem Akteur in Verbindung setzte und ihm zu verstehen gab, dass er einen gelernten Schauspieler mit Musikalität suche und er der einzig Richtige für diese Besetzung sei. Der Sohn einer Cellistin und eines Geigers, der ab seinem 8. Lebensjahr das Klavierspiel erlernte und in früher Jugend die Musikschule in Neustrelitz besuchte, war zunächst davon überzeugt, für Synchronisation gänzlich ungeeignet zu sein und teilte damit die Ansicht des damals verantwortlichen Supervisors, der auf den Vorschlag von Herrn Elsholtz mit großer Skepsis reagierte. Elsholtz beharrte jedoch auf seine Entscheidung. Von welchem Erfolg das Ergebnis dieser Zusammenarbeit gekrönt war, zeigte sich, als besagter Supervisor während der Filmfestspiele in Cannes auf Robin Williams traf und dieser ihn bat, ihm den Film in der deutschsprachigen Version vorzuspielen. Stark beeindruckt von der Leistung Augustinskis ließ er ihm verbunden mit besten Grüßen ausrichten, dass er ihn in Deutschland weltberühmt gemacht habe. Die einzige Chance ihn persönlich zu treffen blieb Peer Augustinski jedoch verwehrt. "Robin Williams war seinerzeit zur Premiere von *Jakob der Lügner* in Berlin." erinnert er sich. "Zur gleichen Zeit befand ich mich jedoch in Dortmund, wo an diesem Abend in einem ursprünglichen Kino das Theaterstück "Es war die Lerche" aufgeführt werden sollte. Hätte ich gewusst, dass nur 7 Zuschauer zu der Vorstellung erscheinen, wäre ich natürlich lieber in die deutsche Hauptstadt gefahren."

 Mit dem Trauerspiel "Es war die Lerche", das neben "Der Diener zweier Herren" zu Augustinskis persönlichen Karrierehöhepunkten zählt und in dem er mit großer Begeisterung einen 98jährigen Pater spielte, tourte er mit seiner Frau Gisela von 2001 bis 2005 über Theaterbühnen in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Es kam niemals Langeweile auf, wir waren jeden Tag in einer anderen Stadt, in einem anderen Hotel." erzählt er. "Einmal spielten wir in einem Vorort von Wien und hatten am nächsten Tag einen Auftritt in Basel. In Österreich fuhren wir zunächst mit dem Bus nach Wien, stiegen dort in ein Flugzeug nach Frankfurt und dann in den Zug Richtung Schweiz. Um 19 Uhr kamen wir atemlos am Theater an und standen pünktlich um 19:30 Uhr auf der Bühne."

Vor der Kunst der Synchronisation hat Peer Augustinski hohen Respekt, da sie sehr viel Konzentration erfordere. Besondere Achtung zollt er auch den Cuttern, " .. die ihr Möglichstes tun, um die schlechten Sprecher von heute synchron klingen zu lassen." Er erinnert sich jedoch amüsiert an eine Cutterin, die es mit ihrer Arbeit ein wenig übertrieb. So versuchte sie den erfahrenen Schauspieler nach vielen Jahren im Atelier darüber zu belehren, wie er richtig zu atmen habe. Ihre permanenten Vorträge führten dazu, dass er in einer Stunde lediglich 12 jämmerliche Takes schaffte. Völlig entnervt verbat er sich deutlich weitere Unterbrechungen und sah, wie sich der Regisseur im Hintergrund vor lachen auf die Schenkel klopfte.

Überrascht war Augustinski seinerzeit über den Erfolg des Films "Der Club der toten Dichter", der neben "Good Will Hunting" zu seinen persönlichen Favoriten zählt. "Ich dachte, kaum jemand wird sich für einen Film interessieren, der von Schülern in einem Internat handelt, doch als ich abends am Kino vorbeifuhr, sah ich die Schlange von Menschen, die bis weit vor das Gebäude reichte." Er betont, dass es aufgrund der Dynamik und der Geschwindigkeit seines amerikanischen Kollegen Williams sowie dessen intensiver Rollen eine enorme Herausforderung sei, diesen zu synchronisieren. Nach seinem Schlaganfall im November 2005, der sein Sprachzentrum glücklicherweise nicht beeinträchtigte, wolle er sich Williams´ Filme deshalb zukünftig vor den Aufnahmen ansehen, um das Ausmaß der zu erwartenden Belastung besser einschätzen zu können. Das Angebot für den nächsten Film hat er bereits vorliegen. Peer Augustinski bewegt sich heute mit einem Gehstock und kann zudem in einem speziell umgerüsteten Wagen selbständig Auto fahren. Vor wenigen Wochen hat er das Hörbuch "Der kleine Lord" eingelesen. "Hörbücher" so sagt er, "interessieren mich sehr, weil es Spaß macht, jeden Charakter auf eine andere Weise sprechen zu können und die Figuren auf diese Weise zu gestalten."

 

16. Lebenswerk Synchronschauspielerin

SUSANNA BONASÉWICZ (38.2%)
 

Foto: Elisabeth von Glasenapp

Preisübergabe an Susanna Bonaséwicz am 27.4.2009 im "Café am Kulturhaus" (EvG, HK )

Frau Bonaséwicz, die stolz war und es mit Humor nahm, im Alter von 53 Jahren für ihr *Lebenswerk* ausgezeichnet zu werden, war schon als als junges Mädchen bestrebt Schauspielerin zu werden. Lachend erinnert sie sich an ihren ersten Take, als sie neben Thomas Danneberg und anderen Synchron - Größen im Atelier stand und den undankbaren Satz "Fick dich ins Knie!" ins Mikrofon rufen musste. "Ich bin rot angelaufen!" gibt sie zu. "Das war zu damaliger Zeit und noch dazu in meinem Alter eine sehr gewagte Äußerung!"

Nach ihrem Realschulabschluss besuchte Frau Bonaséwicz die Schauspielschule von Prof. Marlise Ludwig, welche ihr empfahl, sich bei den Berliner Synchronfirmen vorzustellen. Im Rahmen eines Vorstellungsgesprächs mit anschließendem Probesprechen bei der BSG bekam sie in dem Film "Die Spitzenklöpplerin" die Rolle der "Pomme", gespielt von Isabelle Huppert. Von da an war sie über mehrere Jahre hinweg deren deutsche Stimme. Nach Abschluss ihrer Ausbildung investierte Frau Bonaséwicz ihr erspartes Geld in eine Weltreise, die sie in viele ferngelegene Länder führte. Die Schauspielerin, die keinen Künstlernamen annehmen wollte und es bevorzugte, freiberuflich tätig zu sein, spielte nachfolgend ausschließlich in Berlin Theater, z.B. mit Kerstin Sanders-Dornseif in Joachim Kerzels "Intimem Theater" zwei Einakter oder "Maxim Gorky - ein Leben" in der "Akademie der Künste", "Tingel Tangel" im Hebbel Theater oder "Der Zauberer von Oz" in den Berliner Kammerspielen. Mit der Playback Show "Technicolor Dreams", in der Männer als Frauen auftraten und umgekehrt, bestritt sie eine Tournee durch Westdeutschland, sang zudem in Musicals und veranstaltete Lesungen.

Frau Bonaséwicz, die selbst eine große Befürworterin von Kontinuität auf etablierten Schauspieler / Sprecherkombinationen ist und die Fans zu sachlicher Kritik und Beschwerden an verantwortlicher Stelle ermutigen möchte, ist im Rahmen ihrer Regietätigkeit bestrebt, soweit wie möglich ohne das x-en auszukommen.

Frau Bonaséwicz mag klassische Musik, hört beim Walking aber auch gern Soundtracks wie "Hairspray". In ihrer Freizeit geht sie gern ins Theater oder Ballett und nimmt sich sehr viel Zeit für die alljährliche "Berlinale". Sie habe vor einigen Jahren das Rauchen aufgegeben und sei dadurch zu einem Sportjunkie geworden, der Tennis spiele, schwimme und Rad fahre.
Die seit 30 Jahren als Stimme von Bibi Blocksberg bekannte Kinder - Ikone möchte ihre kleinen Zuhörer nicht enttäuschen, die in ihr nach wie vor eine Hexe von 13 Jahren vermuten und achtet deshalb darauf, dass nicht allzu viele aktuelle Fotos von ihr in Umlauf geraten. Sie freue sich nach wie vor darüber, in ihre Stammrolle schlüpfen und wie ein Teenager agieren zu dürfen. Frau Bonaséwicz gibt überraschend zu, ihre Stimme bis heute nicht gern zu hören, doch als sie vor kurzem zufällig eine kurze Passage aus "Die Nanny" hörte, konnte sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Soeben hat die beliebte Synchronschauspielerin für die ARD Mankells Dreiteiler "Wallander" mit Martin Umbachs deutscher Stimme auf Kenneth Branagh als verantwortliche Regisseurin fertiggestellt.

 

17. Synchronschauspieler - in memoriam

GERD DUWNER (68,2 %)



18. Synchronschsauspielerin - in memoriam

RENATE DANZ (89,2 %)

 

Verfasserhinweis:

Die Berichte zu den o.g. Preisübergaben stammen von Helen Krüger. Sollten An - und Rückfragen bestehen, geben Euch die Namenskürzel hinter den Angaben zu Zeit - und Treffpunkt Auskunft darüber, welche Organisatoren anwesend waren. Wir möchten um Verständnis dafür bitten, dass nicht alle Informationen aus den mehrstündigen umfangreichen Gesprächen veröffentlicht werden können.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

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